| Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung Herbst 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 8 Verschiedene Anträge |
| Antragsteller*in: | Landesvorstand GRÜNE JUGEND NRW (dort beschlossen am: 28.10.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 28.10.2025, 20:45 |
V10: FLINTA*- Strategie der GRÜNEN JUGEND NRW
Antragstext
FLINTA*-Strategie der GRÜNEN JUGEND NRW
Für eine intersektionale, materialistische und feministische Politik
Antragstext
Wir als Verband
Wir, die GRÜNE JUGEND NRW, kämpfen für eine befreite, solidarische und
ökologische Gesellschaft – für eine Welt, in der niemand aufgrund von
Geschlecht, Herkunft, Identität, Behinderung, sozialem Status oder sexueller
Orientierung diskriminiert wird.
Patriarchat, Kapitalismus, Rassismus, Ableismus und Queerfeindlichkeit wirken
gemeinsam und prägen unser aller Leben. Deshalb ist für uns klar:
Feminismus ist Klassenpolitik – und er gehört ins Zentrum unserer politischen
Praxis.
Mit dieser FLINTA*-Strategie wollen wir feministische Kämpfe strukturell und
dauerhaft in unserem Verband verankern.
Wir wissen: Gleichberechtigung entsteht nicht durch gute Absichten, sondern
durch organisierte feministische Macht, solidarische Strukturen und kollektives
Handeln. Unser Feminismus ist intersektional, weil Unterdrückung nie
eindimensional wirkt.
Er ist materialistisch, weil Befreiung ohne ökonomische Gerechtigkeit nicht
möglich ist.
Und er ist kämpferisch, weil patriarchale Strukturen nicht angepasst, sondern
überwunden werden müssen – auch in unseren eigenen Strukturen.
Diese Strategie ist ein Werkzeug, um FLINTA*-Personen in der GRÜNEN JUGEND NRW
zu stärken, feministische Politik sichtbar zu machen und unsere Strukturen zu
verändern. Feministische Politik verstehen wir als Gemeinsame Aufgabe – in
Bildung, Kampagnen, Organisation und Bündnisarbeit.
Wir kämpfen feministisch, antikapitalistisch und solidarisch – für eine
Gesellschaft, in der niemand unterdrückt wird.
Beschlussteil
Die GRÜNE JUGEND NRW beschließt die folgende FLINTA*-Strategie als verbindliche
Grundlage für feministische Verbandsarbeit.
1. Interne Struktur & Empowerment
Die GRÜNE JUGEND NRW bekennt sich zur strukturellen Stärkung von FLINTA*-
Personen auf allen Ebenen des Verbandes. Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:
Entwicklung eines FLINTA*-Förderprogramms mit Mentoring, Qualifizierungen
und gezielter Ansprache von FLINTA*-Personen.
Einrichtung regelmäßiger FLINTA*- und TINA*-Vernetzungsrunden sowie Safe
Spaces zur Vernetzung, Bildung und Selbstermächtigung.
Durchführung verpflichtender Sensibilisierungsworkshops zu patriarchaler
Macht, intersektionalem Feminismus und kritischer Männlichkeit für alle
Mitglieder – insbesondere für cis-männliche Personen.
Einrichtung eines Geschlechterstrategieteams, das Fragen zur Umsetzung
feministischer Politik, zur internen Sensibilisierung und zu strukturellen
Veränderungen bündelt und begleitet.
TINA*-Förderung:
Wir erkennen an, dass TINA*-Personen im Verband oft andere und spezifische
Erfahrungen machen. Sie sind in besonderem Maße mit gesellschaftlicher und
innerverbandlicher Marginalisierung konfrontiert. Daher wird ein eigenständiges
TINA*-Förderkonzept entwickelt, das Empowerment, Schutzräume und gezielte
Beteiligung stärkt.
Wir wissen, dass insbesondere FLINTA*- und TINA*-Personen mit Behinderung von
mehrfacher Diskriminierung betroffen sind. Wir schaffen dafür Sichtbarkeit und
arbeiten im kommenden Verbandsjahr eng mit dem AK Inklusion zusammen, um
gemeinsam Ansätze zu entwickeln, wie strukturelle Hürden im Verband abgebaut
werden können.
Dabei achten wir darauf, dass alle Formate möglichst kostenfrei angeboten
werden.
Die Veranstaltungen finden nach Möglichkeit überwiegend online und in
Zusammenarbeit mit dem Bildungsteam und dem Geschlechter-Strategieteam statt.
Querfinanzierungen mit anderen Landesverbänden oder kommunalen RPJ-Stellen sind
ausdrücklich erwünscht.
2. Bildung, Sichtbarkeit & Öffentlichkeitsarbeit
Regelmäßige Workshops, Bildungswochen und Seminare zu Feminismus, Care-
Arbeit, Queerness, Antirassismus und ökonomischer Gerechtigkeit und vielen
weiteren Themen.
Einführung und dauerhafte Etablierung eines jährlichen FLINTA*-Fördertages
als landesweites Empowerment- und Bildungsformat.
Entwicklung einer feministischen Öffentlichkeitskampagne mit Fokus auf
feminisierte Armut, Sorgearbeit, trans*feindliche Gewalt, Femizide und
intersektionale Gerechtigkeit.
Aktive Förderung der Sichtbarkeit von FLINTA*-Personen in allen
Kommunikationskanälen, auf Veranstaltungen und in der Medienarbeit.
3. Politische Arbeit & Bündnisse
Integration feministischer Perspektiven in alle Kommunal- und
Landesprogramme der GRÜNEN JUGEND NRW.
Entwicklung und Einbringung konkreter feministischer Forderungen, u. a.:
Gerechte Bezahlung und gesellschaftliche Anerkennung von Care- und
SorgearbeitAusbau von Schutz- und Beratungsstrukturen für Betroffene
patriarchaler oder sexualisierter GewaltFeministische Innen-, Klima- und Sozialpolitik mit intersektionaler
Perspektive
Aufbau und Pflege intersektionaler Bündnisse mit queeren, migrantischen,
antirassistischen, behinderten- und klassenpolitischen Organisationen.
Unterstützung und Beteiligung an feministischen Mobilisierungen, z. B. am
8. März, Trans* Day of Visibility, Inter* Awareness Day, #KeineMehr oder
#CareRevolution.
4. Intersektionale Perspektiven
Die GRÜNE JUGEND NRW verpflichtet sich, feministische Politik immer
intersektional zu denken und umzusetzen.
Das bedeutet insbesondere:
Geschlecht & Klasse: Kampf gegen Armut, prekäre Arbeit und ungleiche
Löhne.
Geschlecht & Rassismus: Sichtbarkeit, Teilhabe und Schutz migrantischer
und geflüchteter FLINTA*.
Geschlecht & Behinderung: Barrierefreie Strukturen und inklusive Räume im
Verband.
Geschlecht & Queerness: Schutz und Selbstbestimmung für trans*, inter und
nicht-binäre Personen.
Geschlecht & Klima: Feministische Perspektiven auf Care,
Umweltgerechtigkeit und sozial-ökologische Transformation.
Begründung
Feminismus ist kein Zusatzthema, sondern eine Grundhaltung und politische
Notwendigkeit.
Patriarchale Machtverhältnisse prägen nicht nur die Gesellschaft, sondern auch
Organisationen und politische Räume, so auch uns als GRÜNE JUGEND NRW. FLINTA*-
Personen sind überdurchschnittlich von Armut, Prekarisierung, Gewalt und
Unsichtbarkeit betroffen – diese Realität dürfen wir als Verband nicht
reproduzieren.
Ein materialistischer Feminismus zeigt, dass patriarchale Ungleichheit immer mit
ökonomischer Ausbeutung verbunden ist.
Ein intersektionaler Feminismus erkennt, dass Unterdrückung unterschiedliche
Dimensionen hat – und dass Befreiung nur möglich ist, wenn alle Kämpfe
miteinander verbunden werden.
Diese FLINTA*-Strategie ist ein Schritt hin zu einer GRÜNEN JUGEND NRW, die
feministische Politik nicht nur fordert, sondern lebt – in Strukturen, Bildung,
Kampagnen und Bündnissen. Sie schafft Räume für FLINTA*-Personen, fördert
feministische Perspektiven und sorgt dafür, dass Gleichberechtigung kein leeres
Versprechen bleibt, sondern konkrete politische Praxis wird.
Befreiung ist nur gemeinsam zu haben. Feministische Kämpfe sind Kämpfe für uns
alle.
Änderungsanträge
- V10-098 (Luca Poensgen, Eingereicht)