| Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung Herbst 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 8 Verschiedene Anträge |
| Antragsteller*in: | Ben Hilgers |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 21.10.2025, 14:00 |
V3: Mental Health ist Bildungsgerechtigkeit! Psychische Gesundheit in Schulen endlich ernst nehmen.
Antragstext
Die Landesmitgliederversammlung möge beschließen:
Die Grüne Jugend NRW fordert die Landesregierung auf, psychische Gesundheit als
festen Bestandteil einer gerechten Bildungspolitik zu verankern und umfassende
Maßnahmen zur Förderung mentaler Gesundheit an Schulen umzusetzen.
Konkret fordern wir:
1. Psychosoziale Fachkräfte an ALLEN Schulen
Keine Schule in NRW sollte ohne eine feste psychosoziale Fachkraft
auskommen müssen. Eine Person, die zuhört, begleitet und im Notfall weiterhilft
(z. B. Schulpsycholog*in, Sozialarbeiter*in). Diese Unterstützung muss
landesweit dauerhaft finanziert werden und darf nicht von befristeten
Programmen abhängen.
2. Prävention und Aufklärung im Schulalltag
Mentale Gesundheit soll selbstverständlicher Teil des Schulalltags sein.
Regelmäßige Workshops zu Stressbewältigung, Achtsamkeit, Depression und
Angststörungen sollen verbindlich stattfinden und gemeinsam mit
Schüler*innenvertretungen, Fachstellen und der Wissenschaft entwickelt werden.
3. Fortbildungen für Lehrkräfte und Schulpersonal
Lehrkräfte nehmen früh wahr, wenn etwas nicht stimmt. Doch oft fehlt ihnen
Sicherheit im Umgang. Verbindliche, praxisnahe Fortbildungen sollen
Grundlagen zum Erkennen, Ansprechen und Weitervermitteln bei psychischen
Belastungen bringen; ergänzt um Kenntnisse zu psychologischer Ersthilfe,
Burnout-Prävention und diskriminierungssensiblem Handeln, insbesondere mit
Blick auf queere Schüler*innen und Schüler*innen aus marginalisierten Gruppen.
4. Offener Umgang mit psychischer Gesundheit
Schulen sollen Orte sein, an denen über seelische Belastungen offen
gesprochen werden kann. Eine landesweite Informations- und
Sensibilisierungskampagne soll gemeinsam mit Schüler*innen entwickelt
werden, um Wissen zu vermitteln und Hemmschwellen beim Hilfesuchen
abzubauen.
5. Schneller Zugang zu Unterstützung
Schulen sollen feste Kooperationen mit Beratungsstellen, Therapeut*innen und
der Jugendhilfe aufbauen. Schulpsycholog*innen oder Sozialarbeiter*innen
sollen Schüler*innen gezielt an passende Unterstützungsangebote vermitteln
können. Dass Hilfesuchende aufgrund von langen Wartezeiten oder unklaren
Zuständigkeiten keine Hilfe erlangen, dürfen wir nicht länger hinnehmen.
6. Langfristige Verankerung im Schulgesetz
Langfristig soll der Schutz und die Förderung psychischer Gesundheit von
Schüler*innen und Lehrkräften ausdrücklich im Schulgesetz NRW, gleichrangig
mit körperlicher Gesundheit und Bildungsgerechtigkeit, verankert werden. Das
schafft Verbindlichkeit und Planungssicherheit.
Begründung
Psychische Gesundheit ist laut Weltgesundheitsorganisation ein zentraler
Bestandteil von Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Aktuelle Studien zeigen,
dass psychische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland
weiterhin hoch sind. Die COPSY-Studie (2024) stellt dar, dass rund 22% der
Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten zeigen und 21 % sich in
ihrer Lebensqualität eingeschränkt fühlen. Etwa 23% der Jugendlichen
berichten über Angstsymptome, 17% gehören zu einer Risikogruppe, etwa
aufgrund sozioökonomischer Benachteiligung, Migrationsgeschichte oder
beengter Wohnverhältnisse.
Schule ist zentraler Lebensraum und damit ein entscheidender Ort für
Prävention. Psychologische Forschung belegt, dass die Frühe Förderung
emotionaler Kompetenzen, verlässliche Bezugspersonen und soziale
Unterstützung das Risiko für Depressionen, Angststörungen und
Schulabbrüche senken.
Bildung bedeutet mehr als bloß akademisches Wissen. Zur umfassenden
Bildung gehört auch das Erlernen von Strategien und Mechanismen zur
Bewältigung von Problemen, um eine selbstbestimmte und gesunde
Lebensführung zu ermöglichen. Das ist Teil des Bildungsauftrags und muss es
auch bleiben. Persönlichkeitsbildung und die Förderung psychischer
Gesundheit sind daher untrennbar miteinander verbunden. Wer psychisch
stabil ist, kann sich besser auf fachliche Inhalte konzentrieren. Das schafft
echte Chancengerechtigkeit.
Aus pädagogischer Sicht kann gute Bildung nur gelingen, wenn Schüler*innen
sich sicher, gesehen und psychisch stabil fühlen. Wer unter chronischem Druck
oder Angst steht, lernt schlechter. Mentale Gesundheit ist somit Voraussetzung
für Lernerfolg und Bildungsgerechtigkeit.
Eine Schule, die psychische Gesundheit stärkt, fördert Resilienz, Empathie und
Selbstwirksamkeit. Genau das sind die Kompetenzen, die junge Menschen in
einer komplexen Welt brauchen.
Als Grüne Jugend NRW sagen wir: Mentale Gesundheit ist politisch. Wir wollen
ein Bildungssystem, das Menschen stärkt, nicht nur bewertet. Das heißt:
weniger Druck, mehr Zeit, mehr Räume für Austausch und echte Unterstützung,
damit kein*e Schüler*in morgens mit Bauchschmerzen in die Schule gehen
muss. Psychische Gesundheit darf kein Luxus sein, sondern ist ein Recht.
Änderungsanträge
- V3-040 (Johanna Köster (FaFo Bildung, Forschung, Sport und Deli zur BAG Bildung), Eingereicht)