Veranstaltung: | Sommer-Landesmitgliederversammlung 2019 der GRÜNEN JUGEND NRW |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 2 Inhaltlicher Schwerpunkt |
Antragsteller*in: | Grüne Jugend Kreis Euskirchen (dort beschlossen am: 21.07.2019) |
Status: | Zurückgezogen |
Eingereicht: | 21.07.2019, 22:01 |
L1: Grüne Gentechnik - Risiken, Chancen und Perspektiven
Antragstext
Grüne Gentechnik - Risiken, Chancen und Perspektiven
Die Grüne Jugend lehnte in ihrer Geschichte die Nutzung gentechnischer Methoden
in der Landwirtschaft, die grüne Gentechnik, ab. Die Gründe lagen in möglichen
Risiken für die menschliche Gesundheit und der Umwelt. Als vor 30 Jahren in den
80er/90er Jahren die ersten genetisch veränderten Organismen (GVOs) marktreif
wurden, eine richtige Haltung, da weder die Risiken bekannt waren, noch
belastbare Langzeitstudien vorlagen. Heute können wir aber auf die Forschung von
30 Jahren zurückblicken und es zeichnet sich im Gegensatz zur politischen
Haltung ein Konsens unter Wissenschaftler*innen darüber ab, dass GVOs nicht
unsicherer als konventionelle Züchtungen sind. [1] Auch die Methodik hat sich
grundlegend gewandelt. Neue Methoden wie das „Genome Editing“ durch Werkzeuge
wie CRISPR/cas9, ermöglichen heute eine nie dagewesen Zielsicherheit [2] und
basieren nicht mehr nur auf dem Einbringen von Fremd-DNA z.B. aus Bakterien.
Hinzukommend sind ihre Ergebnisse oft von natürlich auftretenden Variationen
nicht mehr zu unterscheiden. [3] Diese neuen Methoden zeigen dabei weniger
Nebenwirkungen und wirken präziser als andere Mutationen-auslösende Verfahren,
die bereits jetzt in Europa angewendet werden, denn das Verbot von Gentechnik
bedeutet nicht, das Mutationszüchtungen nicht angewendet werden. So z.B. das
„Atomic Gardening“, dass auf der Bestrahlung von Pflanzen basiert, mit der
Zielsetzung zufällig positive Veränderungen durch ungerichtete Mutationen
auszulösen. Hierbei ist im Gegensatz zu den als Gentechnik deklarierten
Verfahren, jedoch das gesamte Genom betroffen und die Gesamtheit der
Veränderungen und ihre positiven oder negativen Auswirkungen in der Regel
unbekannt. Die Risiken der Gentechnik treten hierbei genauso auf, dabei wird
diese Technologie weder als Gentechnik deklariert noch so reguliert und findet
selbst im ökologischen Landbau breite Anwendung. [4,5] Auf dieser Grundlage ist
eine Neubewertung der grünen Gentechnik im Rahmen einer jung-grünen Perspektive
notwendig.
1. Der Stand der Wissenschaft:
Die zwei größten Risikobereiche der Gentechnik stellten die menschliche
Gesundheit und die Auswirkung auf die Umwelt dar.
1.1 Gesundheit:
Zunächst im Bereich der Gesundheit wurden Auswirkungen in einem erhöhten
Krebsrisiko, Organschäden, Nährstoffveränderungen, Allergie-auslösenden Stoffen,
Giftstoffen und völlig unbekannten Faktoren vermutet. Untersuchungen in den USA,
in welchen 1996 die Markteinführung von GVOs stattfand, konnten keinen Anstieg
der Krebsrate, Nierenerkrankungen, Fettleibigkeit und auch keinen Zusammenhang
zu Autismus in Folge der Einführung von GVOs feststellen. [6, S.213] Eine
Übersichtsstudie von Chelsea Snell zeigte, dass verschiedene Untersuchungen an
Tieren, bei denen eine Kontrollgruppe GVO-freies Futter und eine Gruppe GVO
erhielten, keine nachweisbaren Einflüsse auf Organe und Fortpflanzung zeigten.
[7][vgl. 10] Eine vergleichbare Einschätzung nimmt auch die WHO vor, dass für
bisher vermarktete GVOs keine negativen Effekte auf die menschliche Gesundheit
belegt sind. [8] Auch die Europäische Kommission bestätigt in ihrem Bericht „A
decade of EU-funded GMO-research“, dass GVOs nicht per se gefährlicher als
konventionelle Produkte zu bewerten sind [9, S.17]. Nährstoffzusammensetzungen
von GVOs unterscheiden sich zwar signifikant von konventionellen Züchtungen,
jedoch liegt dies im Rahmen natürlicher Variation. [6, 7] Übersichtsstudie von
S. Eliza Dunn et al. (2017) zeigten für die Allergenizität bestehender GVOs
keine erhöhten Werte im Vergleich zu konventionellen Züchtungen. [10] Selbiges
bestätigt eine Fallstudie geleitet von Barbara De Santis (2017) für die
Fütterung von Tieren. [11] Zusammengefasst zeigt sich für derzeit vermarktete
GVOs keine erhöhte Gefahr für die Konsument*innen, dies bedeutet aber keine
pauschal bestehende Sicherheit aller zukünftigen GVOs, da dies immer von der Art
der Veränderung abhängig ist, sondern ist eine Betrachtung der bestehenden
Produktpalette.
1.2 Umwelt
Bei den Umweltfolgen zeigen sich dagegen nachweislich Konsequenzen durch den
Anbau von GVOs. Hierzu zählen Risiken wie die Auswirkungen auf die Biodiversität
durch eingebrachte Insektengifte wie das Bt-Toxin des Bodenbakteriums Bacillus
thurigensis, einen vermehrten Einsatz von Pestiziden und der Vermischung von
GVOs mit verwandten Wildkräutern, dem Genflow.
Eine Untersuchung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zeigte, dass
das Bt-Toxin in verschiedenen Bt-Mais-Sorten unter Feldbedingungen für
Schmetterlinge, Laufkäfer, Honigbienen, Fadenwürmer, Regenwürmer und die
Mikroflora keine Auswirkungen hatte. Auswirkungen auf nahverwandte
Schmetterlingsarten und Blattkäfer ließen sich, aber im Labor nachweisen.
Insgesamt unterschieden sich die Insektenpopulationen zwar Sorten-bedingt,
jedoch nicht von denen konventioneller Züchtungen. [13] Bedenklich zeigten sich
Befragungen unter chinesischen Bäuer*innen, dass mit dem sinkenden
Konkurrenzdruck des Maiszünslers und Maisbohrers andere Insekten stärkere
Schadwirkungen erzeugten. [14] Außerdem kann ein Kontakt mit Bt-Toxin
langfristig zu Resistenzentwicklungen der Schädlinge führen [12], dies gilt
jedoch auch für den regulären Insektizideinsatz. Diese Resistenzen setzen sich
in der Population, aber nur dann durch, wenn diese einen Selektionsvorteil für
die Population darstellen, dies ist außerhalb der Feldlandschaften eher
unwahrscheinlich, da dort diese Resistenzen keinen besonderen Vorteil bieten und
in der Population auf Dauer verschwinden. Ähnlich zeigt das Bild im Genflow,
Pflanzen können mit nahverwandten Arten Kreuzungen bilden. Dies gilt für
konventionelle Zuchtsorten wie für GVOs. Diese können in seltenen Fällen zu
Selektionsvorteilen führen und auch zur Ausbreitung der Kreuzung oder auch zur
Resistenzbildung führen. Kreuzungs-Vorgänge zwischen GVOs und Wildpflanzen
ließen sich bereits nachweisen, jedoch sind die Auswirkungen auf die
Biodiversität bisher ungeklärt. [15] Aus beiden Fällen erschließt sich der
Bedarf nach einem konsequenten Monitoring des Anbaus von GVOs und eine
Untersuchung der ökologischen Auswirkungen auf die Artenvielfalt, Umwelt und
Entwicklung verbesserter Anwendungsstrategien der GVOs, welche diese Risiken
minimieren. Wobei dies natürlich ins Verhältnis zu den bereits bestehenden
Auswirkungen durch Monokulturen und den Verlust von struktureller Vielfalt, wie
das Verschwinden von Hecken, gesetzt werden muss und den möglichen Vorteilen.
Die Auswirkung auf den Pestizideinsatz ist zwiegespalten. Während in den USA der
Einsatz von Glyphosat im Anbau von genetisch-veränderten Glyphosat-resistenten
Sojabohnen zunahm, sank im Durchschnitt der Einsatz umweltschädlicher Stoffe
laut einer Übersichtsstudie bei genetisch veränderten Saatgut . Wobei dies eher
auf Insektenresistenzen bspw. durch das BT-Toxin zurückzuführen war. [16]
Angemerkt sei, dass die genannten Risiken auch für konventionelle Züchtungen
zutreffen, da Pflanzen auch teils generell und unter Stresssituationen Toxine
und Allergene bilden können und es durchgehend zum genetischen Austausch
zwischen Feld- und Wildpflanzen kommt.
Chancen sehen:
Auch wenn oft angeführt wird, das Gentechnik ihre Versprechungen nicht erfüllt
hat, zeigt sich bereits bei bestehenden GVOs laut der Übersichtsstudie von
Klümper & Qaim (2014), dass die Anwendung eine Reduzierung der chemischen
Pestizide um 37 %, einen Ertragsanstieg um 22 % und einen Anstieg der Profite
der Bäuer*innen um 68 % zur Folge hatte. Die positiven Auswirkungen lagen für
Anwender*innen in Entwicklungsländern höher als für jene der Industrienationen.
[16] Die positive Entwicklung für Menschen des globalen Südens zeigt sich vor
allem dann, wenn GVOs den Umstieg auf weniger giftige Pestizide ermöglichen, da
diese meist ohne den notwendigen Arbeitsschutz ausgebracht werden und wenn
generell eine größere Unabhängigkeit von synthetischen Pestiziden und Düngung
ermöglicht wird, weil diese oft finanziell nicht verfügbar sind. Hierzu werden
weitere Optionen untersucht, wie z.B. der Einbau der Fähigkeit der
Stickstofffixierung in weitere Nahrungspflanzen, die natürlich bei
Hülsenfrüchten wie der Sojabohne vorkommt, und einen geringeren Einsatz von
Düngern zur Folge hätte. [17] Außerdem wird an Pflanzen geforscht, die
verstärkte Trockenheitsresistenzen aufweisen und in vom Klimawandel betroffenen
Gebieten genutzt werden können. [18]
Eine weiteres Beispiel für eine soziale Anwendung der Gentechnik stellen Ansätze
dar, welche Nährstoffverbesserungen an Nutzpflanzen durchführen möchten. In
ärmeren Regionen stellen Mangelernährungen ein großes Problem dar, weil nur
wenige Nahrungsmittel finanziell zur Verfügung stehen. In Asien zeichnet sich
dies durch einen Vitamin A-Mangel aus, der zur Erblindung führen kann, da Reis
als Grundnahrungsmittel nahezu kein Vitamin A enthält. Hierzu wurde das Konzept
des goldenen Reis entwickelt, in welchen die Gene zur Bildung von Beta-Carotin,
einem Vitamin-A-Vorläuferstoff, eingebaut wurden und den Bevölkerungen dieser
Länder als neues Grundnahrungsmittel zur Verfügung gestellt werden soll. [19]
Der mögliche Vorteil der Gentechnik zeigt sich beispielhaft an der Apfelzucht.
Wie die grüne Bundestagsfraktion kürzlich anmerkte, zählen Äpfel zu den meist
gespritzten Nahrungsmittel. Dies liegt an der Anfälligkeit der Kultursorten für
verschiedenste Pilzinfektionen. Dagegen sind einige Wildäpfel deutlich
resistenter gegen diese Infektionen. Ein Ansatz durch Kreuzung, um diese
Eigenschaften wieder einzubringen, stellt sich aber als schwierig heraus, da
neben den Resistenzen auch ein Teil der angezüchteten Eigenschaften wie z. B.
Farbe, Größe und Geschmack verloren gehen. Diese müssen langwierig erneut
eingekreuzt und aussortiert werden müssen, um eine brauchbare Nutzpflanze zu
erhalten, wobei hierbei auch die Resistenzen wieder verloren gehen könnten.
Gentechnische Methoden könnten dies umgehen, indem nur die Resistenz-Gene
übertragen werden und die restlichen Eigenschaften erhalten bleiben. [20]
Gentechnik bietet also gerade dort Möglichkeiten, wo die konventionellen
Methoden an ihre Grenzen stoßen oder schwerwiegendere Veränderungen hervorrufen
würden.
Keine Anwendung, ohne den richtigen Rahmen:
All diese Ideen zeigen sich, aber wirkungslos, wenn sie im falschen gesetzlichen
und wirtschaftlichen Rahmen genutzt werden. Nämlich dann, wenn die
Deutungshoheit lediglich durch große Konzerne geprägt wird und Gentechnik als
Element der Marktkontrolle genutzt wird. Dies tritt dann auf, wenn Bäuer*innen,
aufgrund von Patentierung, Saatgut nicht fürs nächste Jahr aufheben können oder
urheberrechtlich in Grauzonen agieren müssen. In diesem Sinne positionieren wir
uns klar gegen die Patentierung von Organismen, die genetische Vielfalt dieses
Planeten ist ein Gemeingut und gesellschaftliches Erbe, welches keiner
Privatperson oder Unternehmen zugeschrieben werden kann. GVOs sollten in dieser
Perspektive keinen strengeren Lizenzschutz als den bestehenden deutschen
Sortenschutz erfahren, welcher explizit erlaubt, Saatgut der Ernte zu lagern und
Züchter*innen die Weiterentwicklung der Sorten erlaubt. Lizenzgebühren sind
hierbei lediglich von großen Betrieben und in den ersten Jahren zum Ausgleich
der Entwicklungskosten möglich.
Um die Abhängigkeit von Lizenzgebühren und Großkonzernen weiter zu reduzieren,
benötigt es eine breite anwendungs- und risikoorientierte öffentliche
Forschungsinitiative aus Universitäten, öffentlichen Institutionen und NGOs mit
dem Ziel soziale und ökologische Anwendungen der Gentechnik zu entwickeln und
diese gegebenenfalls allgemein verfügbar zu machen. Dies sollte auf Grundlage
von lizenzfreiem Open-Source-Saatgut geschehen, sodass die Entwicklungen allen
möglichen Anwender*innen zur Verfügung stehen.
Die größte Problematik stellen, jedoch zurzeit die regulatorischen Prozesse,
dar. Deren Kosten machen es lediglich für große Konzerne möglich sich an der
Entwicklung zu beteiligen und führen so zu einer Verstärkung der Monopolbildung.
Damit auch kleinere Züchter*innen sich beteiligen können, benötigt es die
Unterstützung des Staates bei diesen Prozessen und eine Entkopplung der
Regulation der Züchtungen von der verwendeten Methode, denn viele Risiken der
Gentechnik treten gleichermaßen bei „konventionellen“ Methoden auf. Hierbei
empfiehlt sich eine risikoorientierte Regulierung, die auf Einzelfallprüfung
setzt [Beispiele in 21], denn nicht die Technologie bedingt das Risiko, sondern
die in der Pflanze auftretende Kombination an genetischen Eigenschaften und
deren Anwendung. So zeigt eine eingebaute Schädlingsresistenz ein ganz anderes
Risikopotential als bspw. die Änderung der Wuchshöhe. Dies gilt für Kreuzungen,
wie für Gentechnik, da in beiden Fällen gewollte und ungewollte negative und
positive Effekte ausgelöst werden können und eine Vielzahl von Änderungen im
anschließenden Genom auftreten. Ökologische und gesundheitliche
Risikobewertungen sind hier gleichermaßen notwendig, um dem Vorsorgeprinzip
gerecht zu werden.
Forderungen:
Die Grüne Jugend NRW erkennt die Chancen der grünen Gentechnik an und lehnt
diese nicht pauschal ab. Wir fordern eine Diskussion der technologischen
Möglichkeiten wissenschaftlich-orientiert und ohne Dogmen neu zu führen, um die
Chancen dieser Technologie in einem sozial-ökologischen Konzept mit
Gemeinwohlorientierung zu untersuchen. Dennoch betonen wir, das Gentechnik kein
Allheilmittel ist, sondern nur ein Werkzeug von vielen; eine Verbesserung der
Landwirtschaft verlangt den Kampf, um soziale & globale Gerechtigkeit, aber auch
eine Umstrukturierung der Landnutzung, weg von Monokulturen hin zu agrar-
ökologischen Konzepten, die Raum für Natur und Umwelt lassen. Ökologie und
Gentechnik müssen einander nicht ausschließen, sondern können gemeinsam gedacht
werden, wenn wir die Forschung dahingehend ausrichten und den gesellschaftlichen
Diskurs dieser Perspektive anregen. In diesem Sinne setzen wir uns für eine
stärkere Aufklärung über bestehende und mögliche Züchtungsverfahren, Anwendungen
und die Herkunft unserer Lebensmittel ein. Weiterhin sehen wir aber den Bedarf
kritischer risikoorientierter Forschung gerade im Bereich der Umweltauswirkungen
und halten an einen am Vorsorgeprinzip orientierten Regulierungsprozess in der
EU, basierend auf der Einschätzung der WHO, dass es keine generelle Aussage über
die Sicherheit aller GVOs gibt, fest. [8] Der Schutz von Verbraucher*innen muss
oberste Priorität haben.
Weiterhin schließen wir uns folgenden Forderungen der GJ Sachsen-Anhalt an:
Bei der Entwicklung und dem Einsatz von grüner Gentechnik muss das
Gemeinwohl im Vordergrund stehen.
Das Schüren von irrationalen Ängsten zum Erreichen eines politischen
Zieles lehnen wir grundsätzlich ab, das gilt auch für Gentechnik.
Die Vorbehalte der Menschen gegen Gentechnik dürfen nicht
instrumentalisiert werden, um den europäischen Markt vor Importen zu
schützen.
Alle Lebewesen müssen von Patentierung ausgenommen sein, egal auf welche
Weise sie gezüchtet wurden.
Entwicklung von GVO-Sorten an öffentlichen Universitäten und Instituten
muss gefördert werden. Diese Sorten müssen unter offene Lizenzen gestellt
werden. Hier können die Lizenzen von z. B. Open-Souce-Software oder
konventionellem Open- ource-Saatgut Vorbild sein.
Für GVO und konventionell gezüchtete Sorten muss das gleiche unabhängige
staatliche Zulassungsverfahren gelten, das sowohl die gesundheitlichen
Folgen des menschlichen Verzehrs untersucht, als auch mögliche
Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität. Insbesondere dürfen die Hürden
für die Zulassung von GVO-Sorten nicht nur für Großkonzerne überwindbar
sein. Dabei ist das Vorsorgeprinzip zu achten.
Gentechnik muss die Produktion effizienter und nachhaltiger machen,
trotzdem muss es wichtiger sein, die Notwendigkeit für immer höhere
Produktion zu vermeiden (weniger Fleischkonsum, weniger Abfall, gerechtere
Verteilung, etc.).
Generell ist es wichtig, dass in der Gesellschaft eine
wissenschaftsbasierte Diskussiondarüber stattfindet, wofür und bis zu
welchem Grad Gentechnik, gerade CRISPR, genutzt werden soll, die von der
Politik angestoßen wird und in diese zurückgetragen wird. Religiöse Fragen
um Gentechnik, ob es dem Menschen erlaubt sein sollte durch
Genmanipulation in die "Schöpfung der Natur" einzugreifen, sind
irreführend. Der Mensch hat seit jeher durch Züchtungen in die Natur und
das Genom eingegriffen und ohne Züchtung wäre Landwirtschaft und damit
Zivilisation nicht vorstellbar. Die eigentliche ethische Frage, die sich
für uns stellt, ist, wie es gelingen kann, alle Menschen auf der Welt
ausreichend und ökologisch nachhaltig mit Nahrungsmitteln zu versorgen.
Grüne Gentechnik ist ein Werkzeug, das wir zu diesem Zweck einsetzen
können.
Wir sprechen uns dafür aus, die Erforschung der Gentechnik weiter voran zu
treiben. Dies umfasst sowohl Grundlagenforschung als auch
anwendungsorientierte Forschung.
Gentechnik ist vor allem in Ländern des globalen Südens, die am stärksten
vom Klimawandel betroffen sind, ein Mittel um Pestizide einzusparen,
Ertragssteigerungen zu erzielen und Mangelernährung vorzubeugen.
Deutschland und andere Industrienationen verbrauchen im Gegensatz dazu zu
viele Flächen für ihre Nahrungsproduktion. Höhere Erträge durch GVOs
sollten hier dazu genutzt werden, den Flächenverbrauch zu reduzieren und
mehr ökologische Ausgleichsflächen zu schaffen.
Leistungsfähige GVO-Sorten sollten im Rahmen der
Entwicklungszusammenarbeitdiskutiert werden. In Europa entwickelte Open-
Source-Sorten könnten Landwirt*innen in Ländern des globalen Südens
unabhängiger von Konzernen machen.
Literaturnachweise:
[1] Nicolia et. al. „An overview of the last 10 years of genetically engineered
crop safety research“ (2013) -http://www.innocua.net/web/download-1608/nicolia-
20131.pdf
[2] „Was kann CRISPR?“ - https://www.transgen.de/aktuell/2527.bvl-neue-
zuechtungstechniken-gentechnik-pflanzen.html (aufgerufen am 21.07.2019)
[3]https://www.transgen.de/aktuell/2527.bvl-neue-zuechtungstechniken-gentechnik-
pflanzen.html(aufgerufen am 21.07.2019)
[4] B.S. Ahloowalia, M. Maluszynski, K. Nichterlein; „Global impact of mutation-
derived varieties” -
https://www.researchgate.net/profile/Karin_Nichterlein/publication/227278760_Glo-
bal_impact_of_mutation-derived_varieties/links/09e4150fe7172490f0000000/Global-
impact-of-mutation-derived-varieties.pdf
[5]https://www.transgen.de/forschung/2663.mutationszuechtung.html(aufgerufen am
21.07.2019)
[6] Committee on Genetically Engineered Crops, Board on Agriculture and Natural
Resources, Division on Earth and Life Studies: Genetically Engineered Crops:
Experiences and Prospects ; THE NATIONAL ACADEMIES PRESS (2016) -
https://www.nap.edu/read/23395/
[7] C. Snell et al.: Assessment of the health impact of GM plant diets in long-
term and multigenerational animal feeding trials: A literature review ; Food and
Chemical Toxicology, (2011) -
http://gmoanswers.com/sites/default/files/Snell%20GM_feed_review_Food_Chem_Toxic-
ol_50_1134%202012.pdf
[8]https://www.who.int/foodsafety/areas_work/food-technology/faq-genetically-
modified-food/en/(aufgerufen am 21.07.2019)
[9] „A decade of EU-Funded GMO Research“ -
https://publications.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/d1be9ff9-
f3fa-4f3c-86a5-beb0882e0e65(aufgerufen am 21.07.2019)
[10] S. Eliza Dunn et. al.; „The allergenicity of genetically modified foods
from genetically engineered crops“ Ann Allergy Asthma Immunology (2017) -
https://agroavances.com/img/publicacion_documentos/PIIS1081120617305501.pdf
[11] B. De Sanits et al.; Case studies on genetically modified organisms (GMOs):
Potential risk scenarios and associated health indicators, Food and Chemical
Toxicology (2017) -
www.researchgate.net/profile/Roberta_Onori/publication/319397935_Case_studies_on-
_genetically_modified_organisms_GMOs_Potential_risk_scenarios_and_associated_hea-
lth_indicators/links/5b39e36c0f7e9b0df5e474d6/Case-studies-on-genetically-
modified-organisms-GMOs-Potential-risk-scenarios-and-associated-health-
indicators.pdf
[12] https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/bacillus-thuringiensis-toxin/6761
(aufgerufen am 21.07.2019)
[13] BMBF; 25 Jahre BMBF-Forschungsprogramme zur biologischen
Sicherheitsforschung Umweltwirkungen gentechnisch veränderter Pflanzen
(2014)https://www.bmbf.de/pub/Biologische_Sicherheitsforschung.pdf
[14] J. H. Zhao, P. Ho, H. Azadi; Benefits of Bt cotton counterbalanced by
secondary pests? Perceptions of ecological change in China; Enviormental
Monitoring Assesment (2011) -
https://pdfs.semanticscholar.org/1bd3/9491793bbf83d25feb07669263c3b91274e5.pdf
[15]http://sitn.hms.harvard.edu/flash/2015/challenging-evolution-how-gmos-can-
influence-genetic-diversity/ (aufgerufen am 21.07.2019)
[16] Klümper, W.; Qaim, M.: „A Meta-Analysis of the Impacts of Genetically
Modified Crops, PLOS ONE (2014)-
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0111629
[17] https://www.nature.com/articles/nclimate2910 (aufgerufen am 21.07.2019)
[18] https://www.transgen.de/forschung/1431.gentechnik-wassereffizienter-mais-
afrika.html (aufgerufen am 21.07.2019)
[19] https://www.transgen.de/forschung/428.goldener-reis-vitamin-
augenerkrankungen.html (aufgerufen am 21.07.2019)
[20]https://www.transgen.de/forschung/1471.apfel-gene-apfelschorf-
feuerbrand.html (aufgerufen am 21.07.2019)
[21] G. Conko, D. L. Kershen, H. Miller & W. Parrott; A risk-based approach to
the regulation of genetically engineered organisms; Nature (2016)
https://parrottlab.uga.edu/parrottlab/Publications/Conkoetal2016.pdf
Begründung
In Zeiten großer globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Bevölkerungswachstum und genereller Umweltzerstörung ist es nötig alte Positionen zu überdenken und moderne Technologien als Teil eines Weges hin zur Lösung dieser Fragen im Rahmen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu sehen, die die Ökologie, das Wohl von Bäuer*innen und Konsument*innen versöhnt. Gentechnik könnte ein Element in diesem Prozess sein, wenn wir sie unter den richtigen Rahmenbedinungen demokratisch gestalten und die Meinung von Wissenschaftler*innen über die Risiken und Chancen ernstnehmen.
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