Die vorliegende Formulierung schließt andere Behinderungsformen aus.
Vgl. UN-Behindertenrechtskonvention §1:
Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche,
seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit
verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der
Gesellschaft hindern können.
Oder auch Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen §3.
Während einige geistige Behinderungen noch im Abschnitt Sprachbarrieren oder mit dem Verweis auf leichte Sprache „mitverstanden“ werden könnten, werden seelische Behinderungen gar nicht erwähnt.
Für Personen mit seelischen Behinderungen bestehen aber zum jetzigen Zeitpunkt massive Barrieren zur Partizipation innerhalb unseres Verbandes.
So fehlt die Möglichkeit Beiträge und Bewerbungen in anderer Form einzubringen (was z.b. notwendig ist bei einer Sozialphobie), hybride Veranstaltungsformate sind leider (noch-)nicht die Norm (Personen mit Agoraphobie können bei Präsenz-Veranstaltungen überhaupt nicht teilnehmen), genauso sind fehlende Pausen und überlange LMV-Tage auch ein Problemfeld (v.a. für Personen mit Depressionen oder anderen stressbedingten Erkrankungen).
Wenn wir ein emanzipatorischer, empowernder Verband sein wollen, müssen wir auch diese Barrieren anerkennen und versuchen, die Partizipation von Menschen mit seelischen Behinderungen zu ermöglichen, auch um ihre Sichtweisen zu berücksichtigen und ihre Fähigkeiten für unseren Verband zu gewinnen.
Zumal diese Menschen schon in unserer „scheiß“ Gesellschaft genug Diskriminierung erleben, sei es durch nahezu keine passenden Arbeitsplätze, viele benötigen lebenslang menschenunwürdige Sozialhilfe ohne eine Aufstiegschance, oft aber auch Fixierungen, Zwangsmedikamentation, „Freiheitsberaubung“, „Entmündigung“, ganz zu schweigen von den eigentlichen Krankheitssymptomen einer Traumatisierung, Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie oder Depression.
Der vorliegende Änderungsantrag unterstreicht, dass Barrieren für alle Formen von Behinderungen abgebaut werden müssen, auch die, die man nicht auf Anhieb sieht.