Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung Frühjahr 2022 |
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Tagesordnungspunkt: | 8 Verschiedene Anträge |
Antragsteller*in: | Lena Cornelissen, Koi Katha Blaeser, Janis Bonn, René Adiyaman, Elena Balke, Henry Soltau, Louisa Albrecht, Jonas Ulbrich |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 25.03.2022, 21:06 |
V5: Lass mal GJ NRW inklusiver machen
Antragstext
Ein Paar Hinweise vorweg:
- GJ steht für Grüne Jugend.
- Wir verwenden in dem Antrag "(/rw)", um Redewendungen zu kennzeichnen.
Zunächst einmal eine Worterklärung: Ableismus bezeichnet die Diskriminierung
Behinderter, chronisch / psychisch kranker und oder neurodivergenter Menschen.
Die Grüne Jugend NRW setzt folgende Maßnahmen für Barrierefreiheit, Inklusion
und gegen Ableismus um:
Im Bereich Website sind folgende Punkte umzusetzen:
» Für jegliche nicht-Text Elemente werden (Bild-)Beschreibungen angegeben.
- Darunter fallen z.B. Fotos, Sharepics oder Schaubilder. Sharepics bestehen
entweder nur aus Text-Elementen oder auch aus Bildern. Sharepics sollen
Inhalte auf Social Media vermitteln.
» Jegliche Texte, Anträge und sonstige Dokumente gibt es zusätzlich in einfacher
Sprache. Diese müssen leicht gefunden werden können. Zum Beispiel als extra
Kategorie auf der Website.
Im Bereich Social Media sind folgende Punkte umzusetzen:
Social Media Posts zumindest zu wichtigen (Gedenk-)Tagen der Behinderten
Community.
- Mögliche Tage wären der Disability Pride Month (Juli), Protesttag zur
Gleichstellung von Behinderten Menschen (05.05.), Internationaler Tag
Behinderter Menschen (03.12.). Und dann gibt es natürlich noch wichtige
Ereignisse. 2021 waren das z.B. die Morde in Potsdam oder der
Maskenskandal. Der Maskenskandal sind Pläne des Gesundheitsministeriums,
kaputte Masken an Behinderte und arme Menschen zu verteilen.
- Fehlen dem Landesvorstand oder dem Social Media Team die Kapazitäten,
diese Posts selbst zu machen, wird die Vernetzungsgruppe Behinderung,
chronische und oder psychische Erkrankungen angefragt.
- Die betreffenden Post thematisieren auch das Thema Ableismus.
Alle Posts werden barrierefrei. Dazu werden Bildbeschreibungen angegeben, die
alle(!) Bildinhalte wiedergeben. Ebenso konsequent fordern wir:
- Erklärungen von Abkürzungen
- Einfache Sprache
- Untertitel
- Triggerwarnungen und Inhaltshinweise
Im Bereich Weiterbildung sind folgende Punkte umzusetzen:
- Workshops zur Weiterbildung und Sensibilisierung von Landesverband,
Awareness Team und Landesvorstand zum Thema Ableismus
- Workshops zur Weiterbildung und Sensibilisierung von Ortsgruppen und
Bezirksverbänden
- Hierfür könnten auch erst mal Materialien digital zur Verfügung gestellt
werden. Zum Beispiel Präsentationen und Videos.
- Die Workshops werden stets von Behinderten, chronisch / psychisch kranken
und oder neurodivergenten Expert*innen gemacht. Diese werden angemessen
für ihre Arbeit bezahlt.
Zugang zur Vernetzungsgruppe:
- Auf jeder Landesmitgliederversammlung ist ein Vernetzungstreffen für
Menschen mit Behinderungen, chronischen und oder psychischen Erkrankungen
anzubieten.
Begründung
Posts des Landesverbandes, aber auch von Ortsgruppen und Bezirksverbänden sind heute zumeist nicht barrierefrei. Das fällt vielen von uns sicherlich nicht (direkt) auf.
Für Menschen mit Sehbehinderung ist es aber z.B. eine unüberwindbare Hürde. Es macht ein Mitwirken, ein Aktiv-Sein und Sich-Einbringen sehr schwer bis unmöglich. Eine Beschreibung á la "Sharepic mit Infos zum Workshop" ist keine Bildbeschreibung.
Diesem kurzen Satz fehlen wichtige Elemente. Stell dir vor, du kannst das Sharepic nicht sehen, was würdest du gerne darüber lesen wollen? Doch sicherlich, was zu sehen ist, wie das Design aussieht und was drauf steht. Eine Beschreibung sollte dies also beinhalten. Das gleiche gilt für Bildelemente auf der Grünen Jugend NRW Website.
Wer kennt es nicht? Wir lesen die Texte und Anträge im Antragsgrün und wissen an der ein oder anderen Stelle nicht, was überhaupt gemeint ist. Es passiert oft, dass eigene Texte für andere schwer verständlich sind, da der Wissensstand unterschiedlich ist. Das betrifft nicht nur Menschen mit Behinderung, chronischen und oder psychischen Erkrankungen. Viele Mitglieder kennen einzelne Begriffe nicht oder verstehen ganze Passagen nicht.
Hier sehen wir auch, wie Ableismus und Klassismus verschränkt sind. So ist die recht akademische Sprache auch für viele Arbeiter*innenkinder schwer zu verstehen. Oder für Menschen, die noch nicht so lange in Deutschland leben.
Das ist ein Problem, dem wir leicht Rechnung tragen (/rw), indem wir einfache Sprache nutzen.
Einfache Sprache ist nicht das gleiche wie Leichte Sprache. Leichte Sprache hat eine eigene Grammatik und Regeln. Einfache Sprache bedeutet - einfach gesagt: Verständlich sprechen / schreiben, Fachbegriffe vermeiden und erklären, nicht zu lange Sätze usw.
Bewusst ist nur, was sichtbar ist. Leider ist Ableismus heute meist unsichtbar. Das wollen und das müssen wir ändern. Das fängt mit kleinen, finanziell kostenlosen Dingen an wie Social Media Posts zu Aktionstagen und -wochen. Das geht weiter mit Workshops zur Weiterbildung und Sensibilisierung.
Bisher wird dem Thema Behinderung nur am 03.12. etwas Raum gewidmet. Ableismus wird heute gar nicht thematisiert.
Damit wir Probleme, Ableismus und Baustellen erkennen und angehen können, brauchen wir den Dialog mit betroffenen Expert*innen. Wir brauchen Workshops auf allen Ebenen, um ein wertschätzenderes, barrierefreies Miteinander zu schaffen. Dabei ist es wichtig, dass Orts-, Kreis-, Bezirksverbände, der Landesverband und Landesvorstand geschult werden. Wir müssen ein Mitwirken, ein Aktiv-Sein und Sich-Einbringen auf allen Ebenen möglich machen. Tun wir das nicht, machen wir eine ganze marginalisierte Gruppe* unsichtbar.
*bzw. Gruppen, da natürlich die Gruppe(n) Behinderter, chronisch kranker, psychisch kranker und oder neurodivergenter Menschen sehr vielfältig ist / sind.
Und da wir eine marginalisierte Gruppe sind, da wir überall auf Hürden und Barrieren stoßen, brauchen wir eine flächendeckende Vernetzung. Es ist unglaublich wichtig, mit anderen reden zu können, die ähnliche Erfahrungen machen. So können wir uns gegenseitig empowern, uns Mut machen. Deswegen sind hybride Vernetzungstreffen auf allen Landesmitgliederversammlungen überaus wichtig und müssen weiter angeboten werden. Hybrid bedeutet, dass Personen sowohl digital als auch in Präsenz teilnehmen können. Wenn wir merken, dass wir mit unseren Struggles (Kämpfen) nicht alleine sind, motiviert das in der Grüne Jugend NRW jung, grün und stachelig aktiv zu sein und Politik zu gestalten.
"Neurodivergent" wird unterschiedlich definiert.
Unter alle Definitionen fallen Autist*innen, Menschen mit ADHS, Dyslexie (Lese-Rechtschreib-Störung)
Bei manchen fallen auch Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen oder hochbegabte & hochsensible Menschen
Neurodivergent sagt aus, dass das Denken und Fühlen von der gesellschaftlich als "Norm" angesehenen Weise abweichen.
FINTA* steht für Frauen, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Personen. Das Sternchen steht für weitere Menschen, die aufgrund ihres Geschlechtes Diskriminierung erfahren.