Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung Herbst 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 5.5.1.1 LäRa: ordentlich quotiert (2 Plätze) |
Antragsteller*in: | Michelle Achour |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 28.10.2024, 14:44 |
DLR1: Michelle Achour
Beschreibung
Bewerbung als Delegierte zum Länderrat der GRÜNEN JUGEND
Über mich
2015 lebte ich im Heim. Ich hörte Radio, als in den Nachrichten über Asylsuchende debattiert wurde. Damals wurde mir bewusst, dass ich nur hier existiere, weil mein Großvater in den 50er Jahren hier Asyl bekommen hat. Integriert wurde er natürlich nicht, aber er wurde aufgenommen, als er vor dem Algerienkrieg nach Deutschland flüchtete. 2015 also wurde mir bewusst, dass das alles nicht selbstverständlich ist, dass das Recht auf Asyl, das Recht auf Leben, ein Recht ist, dass man verteidigen muss.
Zur GRÜNEN JUGEND bin ich erst 2023 gekommen, obwohl ich bereits seit 2019 Mitglied bin. Doch während ich gleichzeitig für mein Abitur lernen, meinen eigenen Haushalt führen und mich um meine Geschwister kümmern musste, blieb mir keine Zeit für politisches Engagement. Eine aktive politische Akteurin zu sein, muss man sich leisten können.
Die meisten, mit denen ich aufgewachsen bin, haben schon längst resigniert. Immer wieder wurde ihnen versprochen, dass bei der nächsten Wahl endlich das Geld ausreichen wird und immer wieder wurden dann doch lieber Steuererleichterungen in die Wege geleitet, statt konsequent diejenigen zu unterstützen, die selbst für Steuerabgaben zu arm sind. Viele meiner Kindheitsfreunde wählen heute rechts. Ehrlich gesagt macht mir das manchmal Angst.
Als vor wenigen Wochen der Austritt des Bundesvorstandes der GRÜNEN JUGEND Schlagzeilen machte, war für mich sofort klar: Ich bleibe! Ich bin damals zur GRÜNEN JUGEND gekommen, weil ich mich mit den sozialen, feministischen und ökologischen Werten der Mutterpartei identifizieren konnte. Und auch wenn die Grünen ihre Werte langsam vergessen, dann braucht es uns, als starke linke Akteurin um sie immer wieder daran zu erinnern. Genau deshalb bitte ich um eure Stimme. Ich möchte als Delegierte im Länderrat der GRÜNEN JUGEND aktiv daran mitarbeiten, dass die GRÜNE JUGEND sich als Verband neu aufstellt, weiterhin progressiv bleibt und gleichzeitig noch wirkmächtiger wird. Als Person, die schon immer massiv anhängig von unserem Sozialstaat war und bereits mit 14 lernen musste, dass ihren Freund*innen nicht geholfen werden kann und Deutschland tatsächlich 16 Jährige auf die Straße setzt, einfach weil das Geld nicht reicht um allen die Hilfe zu geben, die sie benötigen, möchte ich diese Perspektive im Länderrat miteinbringen.
Gegen den Rechtsruck – für den Wohlfahrtsstaat
Niemand von uns ist noch mit dem Bild einer sicheren Zukunft aufgewachsen: Klimawandel, schrumpfende Rente, bröckelnde Infrastruktur, der Traum vom Aufstieg ist geplatzt. Statt echte Antworten auf diese Probleme zu finden, verfällt man schnell populistischer Hetze. Knapp ein Drittel der jungen Wähler*innen haben bei der Europawahl und den Wahlen im Osten rechten Parteien ihre Stimme gegeben. Während die Grünen mit irrsinnigen Grenzkontrollen rechte Narrative legitimieren, hat die CDU vor wenigen Tagen im Europaparlament die Brandmauer fallen gelassen!
Wir, als GRÜNE JUGEND, machen da nicht mit! Wir wissen, dass nichts effektiver gegen den Rechtsruck hilft als eine bessere Sozialpolitik. Indem der Staat den Menschen die Abstiegsängste nimmt, werden sie weniger anfällig für Populismus. Diese Analyse muss weiterhin Grundbestandteil unserer Verbandsarbeit bleiben.
GRÜNE JUGEND bleibt stabil
Trotz der Turbulenzen der letzten Wochen lassen wir uns nicht spalten. Nachdem in Köln absehbar war, dass auch unser Kreisvorstand gehen wird, war es mir wichtig eine „Wir Bleiben Köln“- Gruppe aufzubauen. Die anfänglichen Unsicherheiten einiger, ob es weiterhin eine Grüne Jugend geben wird, konnte ich so gut auffangen und gemeinsam haben wir seitdem eine Vision erarbeitet, wie es in Köln weitergehen wird. Dabei habe ich Aktive aus unserem KV untereinander, mit anderen KVs und ehemaligen GJ-Menschen connected. Ich habe Verhandlungen mit unserem scheidenden Vorstand und den Grünen geführt. Das war zwar manchmal anstrengend, aber vor allem hat es mich motiviert. Ich konnte erleben, wie viele begeistert engagierte Menschen wir im Verband haben.
Wir werden weiterhin als progressiver, feministischer und ökologischer Jugendverband laut sein. Ob bei den Grünen, um diese immer wieder daran zu erinnern, was noch Kompromisse sind und was ein Vergessen der Grundwerte ist, oder auf der Straße, um gemeinsam Druck auszuüben, wir werden gebraucht!
Dafür braucht es Bildungsarbeit, die uns alle befähigt gemeinsam die besten Lösungen zu finden. Debattenorte, an denen auch mal kontrovers diskutiert werden darf, gleichzeitig aber niemand überfordert wird, sind für uns unerlässlich. Ob in der Schule, auf der Familienfeier oder bei der nächsten Kampagne, wir werden alle viele Diskussionen im nächsten Jahr führen dürfen. Darauf sollten wir uns gemeinsam vorbereiten! Dieses Jahr durfte ich als Teil des Bildungsteam der GRÜNEN JUGEND Köln bereits vor Ort eine effektive Bildungsarbeit mitgestalten. Dabei war es mir stets ein Anliegen unsere Themen so zu vermitteln, dass auch meine Freund*innen von früher überzeugt werden und nicht nur meine linke Studi-Bubble von heute. Diese Perspektive möchte ich auf dem Länderrat tiefer in den Verband tragen.
Ich freue mich sehr, wenn ihr mir euer Vertrauen schenkt und für mich als Delegierte zum Länderrat stimmt.
Solltet ihr noch weitere Fragen an mich haben, schreibt mir doch gerne bei Instagram @michelle.achour oder sprecht mich am Wochenende an. :)
Michelle Achour (23)
KV Köln
Studiere Lehramt für Sonderpädagogik
Politisches:
Mitglied im Bildungsteam der Grünen Jugend Köln seit 2023
Mitglied im Awarenessteam der Grünen Jugend Köln seit 2023
Mitglied im Studierendenparlament der UzK 2022-2023