Feministische Wirtschaftspolitik strebt nach Erfüllung, nicht nach Produktivität.
| Leitantrag: | Patriarchat zerschlagen - Zukunft gewinnen |
|---|---|
| Antragsteller*in: | Luca Poensgen |
| Status: | Geprüft |
| Verfahrensvorschlag: | Übernahme |
| Eingereicht: | 04.11.2025, 22:40 |
| Leitantrag: | Patriarchat zerschlagen - Zukunft gewinnen |
|---|---|
| Antragsteller*in: | Luca Poensgen |
| Status: | Geprüft |
| Verfahrensvorschlag: | Übernahme |
| Eingereicht: | 04.11.2025, 22:40 |
Feminismus für Eliten, sondern eine feministische Politik, die den Zusammenhang von Kapitalismus und Patriarchat erkennt und aufbricht.
Deswegen kämpfen wir für eine Politik, die nicht nach Produktivität, sondern das Wohl aller anstrebt. Wenn weiblich sozialisierte Personen nicht mehr zwischen Familie und Beruf zerrieben werden, wenn binäre Geschlechterbilder aufgelöst werden, gewinnt unsere ganze Gesellschaft enorm.
Ohne Feminismus keine Gerechtigkeit
Feminismus gehört ins Zentrum aller politischen Kämpfe – denn solange eine
FLINTA*- Person durch die Hand eines Mannes sterben muss, ist niemand sicher!
Solange Männer und FLINTA*-Personen nicht denselben Lohn für die gleiche Arbeit
bekommen, leben wir alle in einer ungerechten Gesellschaft. Patriarchale
Strukturen, kapitalistische Ausbeutung und heteronormative Gewalt sind tief in
unsere Gesellschaft eingeschrieben. Jeden Tag bestimmen sie das Leben von
FLINTA*- Personen. Femizide, ungleiche Bezahlung, unbezahlte Care-Arbeit,
finanzielle Abhängigkeit und das Unsichtbarmachen von queeren Personen sind
Ausdruck eines Systems, das auf Unterdrückung basiert.
Dieses System müssen wir nicht nur kritisieren, sondern praktisch bekämpfen – in
NRW, bundesweit und international. Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der
niemand Angst haben muss, wegen Geschlecht, Identität oder Sexualität
diskriminiert, ärmer oder verletzlicher zu sein.
Dafür braucht es eine feministische Bewegung, die nicht an Symptomen scheitert,
sondern Strukturen angreift!
Brutale Realität: Gewalt, Armut und Abhängigkeit
Alle drei Tage wird in Deutschland eine Frau durch ihren (Ex-)Partner getötet.
Auch in NRW gibt es keine ausreichende Infrastruktur, um Betroffene zu schützen.
Frauenhäuser sind überfüllt, Beratungsstellen überlastet. Geschlechtsspezifische
Gewalt ist keine private Tragödie, sondern politisches Versagen.
Der Gender Pay Gap in NRW beträgt 18 %. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, in
prekären Jobs oder im Niedriglohnsektor. Das führt nicht nur zu weniger
Einkommen im Hier und Jetzt, sondern auch zu Altersarmut. Altersarmut ist
weiblich – und sie ist politisch gewollt. Kindererziehung, Pflege,
Haushaltsorganisation – der Großteil dieser Arbeit wird unbezahlt und unsichtbar
von FLINTA*-Personen übernommen. Diese unbezahlte Arbeit ist die Grundlage
unserer Gesellschaft, aber sie wird systematisch entwertet.
Konservative Gesellschaftspolitik möchte diese Arbeit mit aller Gewalt in den
privaten vier Wänden behalten, damit die damit verbundenen Ungerechtigkeiten
nicht Gegenstand öffentlicher Debatten werden. Doch genau diese Debatten sind
nötig: Sie würden Druck aufbauen und aufzeigen, wie gefährlich veraltete
Weltbilder im Konkreten sind. Feminismus ist ein Kampf um Macht – und wir wollen
diese Machtfrage stellen und klar beantworten!
Der Kapitalismus liebt das Patriarchat – und braucht es
Patriarchat und Kapitalismus sind keine getrennten Systeme, sondern zwei Seiten
derselben Medaille. Der Kapitalismus braucht das Patriarchat, um
Reproduktionsarbeit unsichtbar und unbezahlt zu halten. #Ohne Kochen, Putzen,
Kinderbetreuung und Pflege – Tätigkeiten, die überwiegend FLINTA*-Personen
leisten – würde die kapitalistische Produktion zusammenbrechen. Die
kapitalistische Ordnung sortiert Menschen nach Profitabilität. Pflege, soziale
Arbeit oder Bildung – Bereiche, in denen vor allem FLINTA* arbeiten – werden
systematisch abgewertet. Gleichzeitig wird ökonomische Abhängigkeit genutzt, um
Machtverhältnisse aufrechtzuerhalten.
Wir sagen klar: Ein Feminismus, der nur fragt, wie mehr FLINTA*-Personen in
Aufsichtsräte gelangen, bleibt oberflächlich. Wir wollen keinen „Lean-In“-
Feminismus für Eliten, sondern eine feministische Politik, die den Zusammenhang
von Kapitalismus und Patriarchat erkennt und aufbricht.
Deswegen kämpfen wir für eine Politik, die nicht nach Produktivität, sondern das Wohl aller anstrebt. Wenn weiblich sozialisierte Personen nicht mehr zwischen Familie und Beruf zerrieben werden, wenn binäre Geschlechterbilder aufgelöst werden, gewinnt unsere ganze Gesellschaft enorm.
Queerfeindlichkeit tötet – sichere Räume und Gesundheit für alle
Feminismus ist unvollständig, wenn er keine konsequenten Antworten auf die
Bedrohung queeren Lebens findet. Queere Menschen erleben in NRW alltäglich
Diskriminierung, Gewalt und Unsichtbarkeit. Rechte Bewegungen und Parteien
schüren gezielt Hass, greifen queere Communities an und wollen ihre Rechte
zurückdrehen.
Besonders trans* Personen sind Zielscheibe von Hetze – in den Medien, in
politischen Debatten und auf der Straße. Diese Angriffe sind lebensgefährlich.
Trans* spezifische medizinische Angebote sind unterfinanziert und schwer
zugänglich. Psychologische Versorgung ist mit Wartezeiten von mehreren Monaten
oder Jahren verbunden – besonders im ländlichen Raum. Medizinisches Personal ist
oft nicht queersensibel ausgebildet, was zu Diskriminierung im Gesundheitswesen
führt.
Eine feministische Gesellschaft muss queeres Leben nicht nur tolerieren, sondern
schützen, feiern und strukturell absichern.
Feministische Wirtschaftspolitik: Gerechter, produktiver, solidarischer
Feministische Wirtschaftspolitik ist kein Luxus eines bestimmten Zeitgeistes,
sondern notwendig. Wenn Care-Arbeit gerechter verteilt wird, wenn
Lohnunterschiede abgebaut und Arbeitszeiten reduziert werden, steigt die
Produktivität. Menschen, die nicht zwischen Job, Familie und Pflege zerrieben
werden, sind gesünder, kreativer und zufriedener.
Arbeitskräftemangel ist feministisch
Der aktuelle Fachkräftemangel in Pflege und Bildung ist eine direkte Folge
patriarchaler Abwertung. Diese Berufe sind unterbezahlt, überlastet und werden
überwiegend von FLINTA*-Personen ausgeübt. Wer sie nicht aufwertet, gefährdet
die gesamte Gesellschaft.
Wir fordern konkret:
• Mehr Gewaltprävention in ganz NRW: Ausbau von Antigewalt- und
Aufklärungsprojekten an Schulen.
• Flächendeckender Ausbau von Frauenhäusern und queeren Schutzräumen.
• Verstetigung von bislang projektfinanzierten Mitteln.
• Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
• Einführung eines Lohntransparenzgesetzes in NRW, falls der Bund nicht oder nur
unzureichend liefert.
• Öffentliche Aufträge nur an Betriebe mit nachweislicher Lohngerechtigkeit.
• Aufwertung von Care-Arbeit.
• Tarifbindung in Pflege- und Sozialberufen.
• Staatliche Zuschüsse für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne.
• Ausbau von Kinderbetreuung.
• Ausbau trans* spezifischer medizinischer Versorgung.
• Queersensible Ausbildung für alle Gesundheitsberufe.
• Psychologische Angebote deutlich ausweiten.
• Landesprogramme zur Förderung von Alleinerziehenden.
Ein gemeinsamer Kampf!
Feminismus ist kein Kampf gegen Männer, sondern ein Kampf gegen Strukturen, die
auch Männer unfrei machen. Das Patriarchat zwingt Männer in Rollenbilder von
Härte, Konkurrenz und emotionaler Kälte. Diese Zwänge machen krank, einsam und
verhindern Solidarität.
Auch Männer profitieren von einer feministischen Gesellschaft: von Beziehungen
auf Augenhöhe, von gerechter Arbeitszeitverteilung und von der Freiheit,
verletzlich und solidarisch sein zu können. Unser Ziel ist klar: Ein NRW, das
frei ist von patriarchaler Gewalt, kapitalistischer Ausbeutung und
queerfeindlicher Unsichtbarkeit. Ein Land, in dem Sorgearbeit gerecht verteilt
ist, ökonomische Unabhängigkeit für alle möglich wird und queere Leben
selbstverständlich geschützt sind.
Wir wissen, dass wir dieses Ziel nicht über Nacht erreichen. Aber wir wissen
auch: Es beginnt mit klarer Analyse, konkreten Forderungen und entschlossenem
Handeln.
Feminismus ist Kern linker Politik. Er ist Klassenkampf, er ist Befreiungskampf
– und er ist notwendig für eine bessere Zukunft.
Die Grüne Jugend NRW bekennt sich dazu: Wir kämpfen für ein feministisches
Morgen – für eine Gesellschaft der Solidarität, der Gleichheit und der Freiheit.
Für alle.
Feministische Wirtschaftspolitik strebt nach Erfüllung, nicht nach Produktivität.