V-Antrag: | Keine Arbeit für Niemand! |
---|---|
Antragsteller*in: | Kay Wilhelm Mähler |
Status: | Behandelt |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 01.11.2018, 20:10 |
V3-687: Keine Arbeit für Niemand!
Verfahrensvorschlag: Antragstext
Von Zeile 1755 bis 1756:
potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen die Richter*innenBuchhalter*innen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
Die Digitalisierung der Arbeitswelt schreitet rasant voran. Automatisierung,
Robotisierung und Vernetzung machen viele Arbeitsplätze überflüssig. Laut einer
Oxford-Studie werden in 20 Jahren etwa die Hälfte aller Arbeitsplätze nicht mehr
benötig. Das sollte doch ein Grund zur Freude sein. Körperlich anstrengende und
geistig stumpfe Tätigkeiten können Maschinen für uns erledigen und wir hätten
mehr Zeit für Wichtiges. Doch dieser Wunsch scheitert an der kapitalistischen
Verwertungslogik. Es entstehen immer mehr sinn- und nutzlose "Bullshit-Jobs".
Menschen leiden unter Überstunden, Leistungsdruck und ständiger Erreichbarkeit.
Es gibt immer mehr Menschen, denen ein Job nicht mehr reicht und die in prekären
Arbeitsverhältnissen leben müssen.
Kapitalistische Verwertungslogik
Dass es so ist, liegt an unserem Wirtschaftssystem, das nur funktioniert, wenn
es allem dem Wachstum, der Arbeit und dem Profit unterwirft. Menschen werdem im
Kaptalismus zu vereinzelte Privatproduzent*innen, die arbeitsteilig Waren
produzieren. Die Warenbesitzer*innen kommen nicht direkt miteinander in Kontakt,
sondern indirekt über einen abstrakten Markt, der den Austausch regelt.
Triebkraft der kapitalistischen Warenproduktion ist die Kapitalverwertung. Geld
wird investiert in Produktionsmittel und Arbeitskräfte, um Waren zu produzieren,
die sich dann für mehr Geld verkaufen lassen. Ziel der Produktion ist daher
nicht die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern aus Geld mehr Geld zu machen.
Jedes Unternehmen muss unablässig den Profit in neue Verfahren und Produkte
reinvestieren, um im Konkurrenzkampf überleben zu können. Dadurch entsteht der
Zwang zum grenzenlosen Wachstum und zur Maximierung des Profits.
Diese Dynamik hat sich gegenüber dem Menschen verselbstständigt, sodass immer
mehr Lebensbereiche dem abstrakten Markt und dem Verwertungsprozess unterworfen
werden. Um unsere Bedürfnisse befriedigen zu können, müssen wir kaufen und
verkaufen. Da die Mehrheit nicht über Eigentum an Produktionsmitteln verfügt,
muss sie ihre Arbeitskraft als Ware verkaufen, um überleben zu können. Für die
Menschen ist der Zugang zu Gütern somit davon bestimmt, wie gut verwertbar sie
für den Arbeitsmarkt sind. Die Konkurrenz der Arbeitskraftverkäufer*innen zwingt
sie dazu, sich beständig selbst zu optimieren, flexibel zu werden, um den
Anforderungen des Kapitals entsprechen zu können, schließlich die eigene Person
lediglich als „Humankapital“ zu betrachten. Lohnarbeit degradiert uns zum
Anhängsel eines Produktionsprozesses, der als Selbstzweck Waren produziert. Um
wettbewerbsfähig bleiben zu können, beuten die Unternehmen ihre
Lohnarbeiter*innen maximal aus, was sich dann in Arbeitsverdichtung,
Leistungsdruck, Stress und Burnout ausdrückt.
Digitalisierung der Arbeitswelt
Durch die digitale Revolution - die Automatisierung, die Ausbreitung der
Informationstechnologien und den Einsatz von immer leistungsfähigeren
Computerprogrammen - könnten bald Millionen von Arbeitsplätzen überflüssig
werden. Immer mehr Berufsgruppen sind davon betroffen. Darunter sind nicht nur
einfache Tätigkeiten, sondern auch Wissensberufe. Selbstfahrende Autos können
potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen
die Richter*innenBuchhalter*innen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
Um nicht für den Markt überflüssig zu werden, werden Menschen ihre Fähigkeiten
und Qualifikation den veränderten Marktsituation anpassen müssen. In einem
System, das permanent zwischen Sieger*innen und Verlierer*innen selektiert,
können allerdings nicht alle wettbewerbsfähig sein. Die wenigen neuen gut
bezahlten Jobs werden einer kleinen Gruppe von Programmierer*innen oder IT-
Ingenieur*innen vorbehalten sein. Die Mehrheit landet im in Lagerhallen oder als
Gelegenheits-, Crowd- und Clickarbeiter*innen und wird damit in den
Niedriglohnsektor gedrängt.
Für das Recht auf Faulheit
Viele verbinden mit Arbeit Stolz und Identität. Das ist historisch nicht immer
so gewesen, wie schon eine Betrachtung der Wortherkunft von „Arbeit“ in
verschiedenen Sprachen zeigt: Im antiken Griechenland bedeutete Arbeit „πόνος“
(ponos), dies war gleichzeitig der Name des Gottes der Zwangsbemühung. Das
französische „travail“ und das spanische „trabajo“ leiten sich ab von
„tripalare“, lateinisch für quälen, das russische Wort „rabota“ von „rab“ (rus.:
Sklave) und schließlich „Arbeit“ von „arba“ (altgerm.: Knecht). Ihre
Wortherkunft gibt einen Hinweis auf die enge Verbindung der Arbeit mit Leid,
Zwang und Unterwerfung.
In der Moderne wurde die Arbeit zum Lebensinhalt umgedeutet. Mit Luther wurde
Arbeit zu einem gottgefälligen Akt mit der Begründung: "Müßiggang ist Sünde
wider Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat" und "Der Mensch ist zur Arbeit
geboren wie der Vogel zum Fliegen". Es gilt nach wie vor der Grundsatz: "Wer
nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (Paulus). Auch Gewerkschaften fordern
"gute Arbeit". Ein Leben ohne den Zwang, die eigene Arbeitskraft verkaufen zu
müssen, um zu überleben, wird so von vornherein undenkbar. Stattdessen herrscht
die Vorstellung, dass ein Leben ohne Arbeit würde- und wertlos ist. In
vorauseilendem Gehorsam bemüht man sich daher um geistige Verrenkungen, die den
Arbeitszwang irgendwie positiv wenden wollen. Wir stellen uns gegen diesen
Arbeitsethos.
Perspektiven einer befreite Gesellschaft
Anstatt die Zumutung des Geldverdienen Müssens hinzunehmen, anstatt den
kapitalistischen Zwang zum Verkauf der eigenen Arbeitskraft ideologisch zu
affirmieren, sollte die Kritik der GRÜNEN JUGEND nicht nur auf die schlechten
Arbeitsbedingungen an der Oberfläche abzielen, sondern die Lohnarbeit als solche
infrage stellen. Wir wollen daher die Herausforderung der Digitalisierung nicht
nur defensiv begegnen, indem wir mehr Arbeitnehmer*innenrechte fordern, sondern
wollen das emanzipatorisches Potenzial nutzen, um uns vom Arbeitszwang zu
befreien.
Dafür ist es notwendig eine grundlegende Frage stellen: Warum sollen wir
eigentlich immer mehr und länger arbeiten, obwohl mit der jetzigen Produktivität
mit extrem wenig Arbeit so viel stofflichen Reichtum wie noch nie produzieren
können. Technische Innovationen machen die paradiesische Möglichkeit von
Überfluss, für die gleichzeitig niemand zu arbeiten gezwungen ist, zum Greifen
nahe. Unter kapitalistischen Bedingungen kommen diese jedoch nicht den Menschen
zu gute. Es ist absurd, dass die einen sich totarbeiten müssen und die anderen
nicht “gebraucht” werden. Solange weiterhin alles dem abstrakten Markt
unterworfen ist, sind wir in der verselbstständigten gesellschaftlichen
Tretmühle gefangen.
Die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind nicht naturgegeben. Die
Vorstellung, dass man „Arbeiten-gehen-muss-um-Geld-zu-verdienen-weil-wir-sonst-
nicht-leben-können“ ist kein Naturgesetz, sie ist ein Sachzwang einer historisch
vor etwa 250 Jahren entstandenen Gesellschaftsformation. Der stoffliche Reichtum
ist inzwischen in Überfluss vorhanden, er muss jetzt nur anders organisiert
werden. Die Digitalisierung gibt uns dafür immer mehr die Möglichkeiten eine
befreite Gesellschaft zu verwirklichen. Einer Gesellschaft jenseits von Markt
und Kapital, bei der Güter und Ressourcen gemeinschaftlich organisiert und
genutzt werden. In der Kooperation im Vordergrund steht, statt Konkurrenz. In
denen Menschen beitragen, statt tauschen und frei tätig sind, statt Lohnarbeit
nachzugehen. Bei der die Produktion und Verteilung von Gütern nicht über einen
Markt vermittelt ist, sondern aus einer Selbstorganisation heraus, in der frei
darüber entschieden wird was, wie und wo hergestellt wird. Erst dann können wir
selbstbestimmt unser Leben gestalten. Als GRÜNE JUGEND treten wir daher für eine
gesellschaftliche Transformation ein.
Antragstext
Von Zeile 1754 bis 1756 löschen:
einfache Tätigkeiten, sondern auch Wissensberufe. Selbstfahrende Autos können potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen die Richter*innen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
Die Digitalisierung der Arbeitswelt schreitet rasant voran. Automatisierung,
Robotisierung und Vernetzung machen viele Arbeitsplätze überflüssig. Laut einer
Oxford-Studie werden in 20 Jahren etwa die Hälfte aller Arbeitsplätze nicht mehr
benötig. Das sollte doch ein Grund zur Freude sein. Körperlich anstrengende und
geistig stumpfe Tätigkeiten können Maschinen für uns erledigen und wir hätten
mehr Zeit für Wichtiges. Doch dieser Wunsch scheitert an der kapitalistischen
Verwertungslogik. Es entstehen immer mehr sinn- und nutzlose "Bullshit-Jobs".
Menschen leiden unter Überstunden, Leistungsdruck und ständiger Erreichbarkeit.
Es gibt immer mehr Menschen, denen ein Job nicht mehr reicht und die in prekären
Arbeitsverhältnissen leben müssen.
Kapitalistische Verwertungslogik
Dass es so ist, liegt an unserem Wirtschaftssystem, das nur funktioniert, wenn
es allem dem Wachstum, der Arbeit und dem Profit unterwirft. Menschen werdem im
Kaptalismus zu vereinzelte Privatproduzent*innen, die arbeitsteilig Waren
produzieren. Die Warenbesitzer*innen kommen nicht direkt miteinander in Kontakt,
sondern indirekt über einen abstrakten Markt, der den Austausch regelt.
Triebkraft der kapitalistischen Warenproduktion ist die Kapitalverwertung. Geld
wird investiert in Produktionsmittel und Arbeitskräfte, um Waren zu produzieren,
die sich dann für mehr Geld verkaufen lassen. Ziel der Produktion ist daher
nicht die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern aus Geld mehr Geld zu machen.
Jedes Unternehmen muss unablässig den Profit in neue Verfahren und Produkte
reinvestieren, um im Konkurrenzkampf überleben zu können. Dadurch entsteht der
Zwang zum grenzenlosen Wachstum und zur Maximierung des Profits.
Diese Dynamik hat sich gegenüber dem Menschen verselbstständigt, sodass immer
mehr Lebensbereiche dem abstrakten Markt und dem Verwertungsprozess unterworfen
werden. Um unsere Bedürfnisse befriedigen zu können, müssen wir kaufen und
verkaufen. Da die Mehrheit nicht über Eigentum an Produktionsmitteln verfügt,
muss sie ihre Arbeitskraft als Ware verkaufen, um überleben zu können. Für die
Menschen ist der Zugang zu Gütern somit davon bestimmt, wie gut verwertbar sie
für den Arbeitsmarkt sind. Die Konkurrenz der Arbeitskraftverkäufer*innen zwingt
sie dazu, sich beständig selbst zu optimieren, flexibel zu werden, um den
Anforderungen des Kapitals entsprechen zu können, schließlich die eigene Person
lediglich als „Humankapital“ zu betrachten. Lohnarbeit degradiert uns zum
Anhängsel eines Produktionsprozesses, der als Selbstzweck Waren produziert. Um
wettbewerbsfähig bleiben zu können, beuten die Unternehmen ihre
Lohnarbeiter*innen maximal aus, was sich dann in Arbeitsverdichtung,
Leistungsdruck, Stress und Burnout ausdrückt.
Digitalisierung der Arbeitswelt
Durch die digitale Revolution - die Automatisierung, die Ausbreitung der
Informationstechnologien und den Einsatz von immer leistungsfähigeren
Computerprogrammen - könnten bald Millionen von Arbeitsplätzen überflüssig
werden. Immer mehr Berufsgruppen sind davon betroffen. Darunter sind nicht nur
einfache Tätigkeiten, sondern auch Wissensberufe. Selbstfahrende Autos können
potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen
die Richter*innen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
Um nicht für den Markt überflüssig zu werden, werden Menschen ihre Fähigkeiten
und Qualifikation den veränderten Marktsituation anpassen müssen. In einem
System, das permanent zwischen Sieger*innen und Verlierer*innen selektiert,
können allerdings nicht alle wettbewerbsfähig sein. Die wenigen neuen gut
bezahlten Jobs werden einer kleinen Gruppe von Programmierer*innen oder IT-
Ingenieur*innen vorbehalten sein. Die Mehrheit landet im in Lagerhallen oder als
Gelegenheits-, Crowd- und Clickarbeiter*innen und wird damit in den
Niedriglohnsektor gedrängt.
Für das Recht auf Faulheit
Viele verbinden mit Arbeit Stolz und Identität. Das ist historisch nicht immer
so gewesen, wie schon eine Betrachtung der Wortherkunft von „Arbeit“ in
verschiedenen Sprachen zeigt: Im antiken Griechenland bedeutete Arbeit „πόνος“
(ponos), dies war gleichzeitig der Name des Gottes der Zwangsbemühung. Das
französische „travail“ und das spanische „trabajo“ leiten sich ab von
„tripalare“, lateinisch für quälen, das russische Wort „rabota“ von „rab“ (rus.:
Sklave) und schließlich „Arbeit“ von „arba“ (altgerm.: Knecht). Ihre
Wortherkunft gibt einen Hinweis auf die enge Verbindung der Arbeit mit Leid,
Zwang und Unterwerfung.
In der Moderne wurde die Arbeit zum Lebensinhalt umgedeutet. Mit Luther wurde
Arbeit zu einem gottgefälligen Akt mit der Begründung: "Müßiggang ist Sünde
wider Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat" und "Der Mensch ist zur Arbeit
geboren wie der Vogel zum Fliegen". Es gilt nach wie vor der Grundsatz: "Wer
nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (Paulus). Auch Gewerkschaften fordern
"gute Arbeit". Ein Leben ohne den Zwang, die eigene Arbeitskraft verkaufen zu
müssen, um zu überleben, wird so von vornherein undenkbar. Stattdessen herrscht
die Vorstellung, dass ein Leben ohne Arbeit würde- und wertlos ist. In
vorauseilendem Gehorsam bemüht man sich daher um geistige Verrenkungen, die den
Arbeitszwang irgendwie positiv wenden wollen. Wir stellen uns gegen diesen
Arbeitsethos.
Perspektiven einer befreite Gesellschaft
Anstatt die Zumutung des Geldverdienen Müssens hinzunehmen, anstatt den
kapitalistischen Zwang zum Verkauf der eigenen Arbeitskraft ideologisch zu
affirmieren, sollte die Kritik der GRÜNEN JUGEND nicht nur auf die schlechten
Arbeitsbedingungen an der Oberfläche abzielen, sondern die Lohnarbeit als solche
infrage stellen. Wir wollen daher die Herausforderung der Digitalisierung nicht
nur defensiv begegnen, indem wir mehr Arbeitnehmer*innenrechte fordern, sondern
wollen das emanzipatorisches Potenzial nutzen, um uns vom Arbeitszwang zu
befreien.
Dafür ist es notwendig eine grundlegende Frage stellen: Warum sollen wir
eigentlich immer mehr und länger arbeiten, obwohl mit der jetzigen Produktivität
mit extrem wenig Arbeit so viel stofflichen Reichtum wie noch nie produzieren
können. Technische Innovationen machen die paradiesische Möglichkeit von
Überfluss, für die gleichzeitig niemand zu arbeiten gezwungen ist, zum Greifen
nahe. Unter kapitalistischen Bedingungen kommen diese jedoch nicht den Menschen
zu gute. Es ist absurd, dass die einen sich totarbeiten müssen und die anderen
nicht “gebraucht” werden. Solange weiterhin alles dem abstrakten Markt
unterworfen ist, sind wir in der verselbstständigten gesellschaftlichen
Tretmühle gefangen.
Die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind nicht naturgegeben. Die
Vorstellung, dass man „Arbeiten-gehen-muss-um-Geld-zu-verdienen-weil-wir-sonst-
nicht-leben-können“ ist kein Naturgesetz, sie ist ein Sachzwang einer historisch
vor etwa 250 Jahren entstandenen Gesellschaftsformation. Der stoffliche Reichtum
ist inzwischen in Überfluss vorhanden, er muss jetzt nur anders organisiert
werden. Die Digitalisierung gibt uns dafür immer mehr die Möglichkeiten eine
befreite Gesellschaft zu verwirklichen. Einer Gesellschaft jenseits von Markt
und Kapital, bei der Güter und Ressourcen gemeinschaftlich organisiert und
genutzt werden. In der Kooperation im Vordergrund steht, statt Konkurrenz. In
denen Menschen beitragen, statt tauschen und frei tätig sind, statt Lohnarbeit
nachzugehen. Bei der die Produktion und Verteilung von Gütern nicht über einen
Markt vermittelt ist, sondern aus einer Selbstorganisation heraus, in der frei
darüber entschieden wird was, wie und wo hergestellt wird. Erst dann können wir
selbstbestimmt unser Leben gestalten. Als GRÜNE JUGEND treten wir daher für eine
gesellschaftliche Transformation ein.
Von Zeile 1755 bis 1756:
potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen die Richter*innenBuchhalter*innen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
Die Digitalisierung der Arbeitswelt schreitet rasant voran. Automatisierung,
Robotisierung und Vernetzung machen viele Arbeitsplätze überflüssig. Laut einer
Oxford-Studie werden in 20 Jahren etwa die Hälfte aller Arbeitsplätze nicht mehr
benötig. Das sollte doch ein Grund zur Freude sein. Körperlich anstrengende und
geistig stumpfe Tätigkeiten können Maschinen für uns erledigen und wir hätten
mehr Zeit für Wichtiges. Doch dieser Wunsch scheitert an der kapitalistischen
Verwertungslogik. Es entstehen immer mehr sinn- und nutzlose "Bullshit-Jobs".
Menschen leiden unter Überstunden, Leistungsdruck und ständiger Erreichbarkeit.
Es gibt immer mehr Menschen, denen ein Job nicht mehr reicht und die in prekären
Arbeitsverhältnissen leben müssen.
Kapitalistische Verwertungslogik
Dass es so ist, liegt an unserem Wirtschaftssystem, das nur funktioniert, wenn
es allem dem Wachstum, der Arbeit und dem Profit unterwirft. Menschen werdem im
Kaptalismus zu vereinzelte Privatproduzent*innen, die arbeitsteilig Waren
produzieren. Die Warenbesitzer*innen kommen nicht direkt miteinander in Kontakt,
sondern indirekt über einen abstrakten Markt, der den Austausch regelt.
Triebkraft der kapitalistischen Warenproduktion ist die Kapitalverwertung. Geld
wird investiert in Produktionsmittel und Arbeitskräfte, um Waren zu produzieren,
die sich dann für mehr Geld verkaufen lassen. Ziel der Produktion ist daher
nicht die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern aus Geld mehr Geld zu machen.
Jedes Unternehmen muss unablässig den Profit in neue Verfahren und Produkte
reinvestieren, um im Konkurrenzkampf überleben zu können. Dadurch entsteht der
Zwang zum grenzenlosen Wachstum und zur Maximierung des Profits.
Diese Dynamik hat sich gegenüber dem Menschen verselbstständigt, sodass immer
mehr Lebensbereiche dem abstrakten Markt und dem Verwertungsprozess unterworfen
werden. Um unsere Bedürfnisse befriedigen zu können, müssen wir kaufen und
verkaufen. Da die Mehrheit nicht über Eigentum an Produktionsmitteln verfügt,
muss sie ihre Arbeitskraft als Ware verkaufen, um überleben zu können. Für die
Menschen ist der Zugang zu Gütern somit davon bestimmt, wie gut verwertbar sie
für den Arbeitsmarkt sind. Die Konkurrenz der Arbeitskraftverkäufer*innen zwingt
sie dazu, sich beständig selbst zu optimieren, flexibel zu werden, um den
Anforderungen des Kapitals entsprechen zu können, schließlich die eigene Person
lediglich als „Humankapital“ zu betrachten. Lohnarbeit degradiert uns zum
Anhängsel eines Produktionsprozesses, der als Selbstzweck Waren produziert. Um
wettbewerbsfähig bleiben zu können, beuten die Unternehmen ihre
Lohnarbeiter*innen maximal aus, was sich dann in Arbeitsverdichtung,
Leistungsdruck, Stress und Burnout ausdrückt.
Digitalisierung der Arbeitswelt
Durch die digitale Revolution - die Automatisierung, die Ausbreitung der
Informationstechnologien und den Einsatz von immer leistungsfähigeren
Computerprogrammen - könnten bald Millionen von Arbeitsplätzen überflüssig
werden. Immer mehr Berufsgruppen sind davon betroffen. Darunter sind nicht nur
einfache Tätigkeiten, sondern auch Wissensberufe. Selbstfahrende Autos können
potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen
die Richter*innenBuchhalter*innen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
Um nicht für den Markt überflüssig zu werden, werden Menschen ihre Fähigkeiten
und Qualifikation den veränderten Marktsituation anpassen müssen. In einem
System, das permanent zwischen Sieger*innen und Verlierer*innen selektiert,
können allerdings nicht alle wettbewerbsfähig sein. Die wenigen neuen gut
bezahlten Jobs werden einer kleinen Gruppe von Programmierer*innen oder IT-
Ingenieur*innen vorbehalten sein. Die Mehrheit landet im in Lagerhallen oder als
Gelegenheits-, Crowd- und Clickarbeiter*innen und wird damit in den
Niedriglohnsektor gedrängt.
Für das Recht auf Faulheit
Viele verbinden mit Arbeit Stolz und Identität. Das ist historisch nicht immer
so gewesen, wie schon eine Betrachtung der Wortherkunft von „Arbeit“ in
verschiedenen Sprachen zeigt: Im antiken Griechenland bedeutete Arbeit „πόνος“
(ponos), dies war gleichzeitig der Name des Gottes der Zwangsbemühung. Das
französische „travail“ und das spanische „trabajo“ leiten sich ab von
„tripalare“, lateinisch für quälen, das russische Wort „rabota“ von „rab“ (rus.:
Sklave) und schließlich „Arbeit“ von „arba“ (altgerm.: Knecht). Ihre
Wortherkunft gibt einen Hinweis auf die enge Verbindung der Arbeit mit Leid,
Zwang und Unterwerfung.
In der Moderne wurde die Arbeit zum Lebensinhalt umgedeutet. Mit Luther wurde
Arbeit zu einem gottgefälligen Akt mit der Begründung: "Müßiggang ist Sünde
wider Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat" und "Der Mensch ist zur Arbeit
geboren wie der Vogel zum Fliegen". Es gilt nach wie vor der Grundsatz: "Wer
nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (Paulus). Auch Gewerkschaften fordern
"gute Arbeit". Ein Leben ohne den Zwang, die eigene Arbeitskraft verkaufen zu
müssen, um zu überleben, wird so von vornherein undenkbar. Stattdessen herrscht
die Vorstellung, dass ein Leben ohne Arbeit würde- und wertlos ist. In
vorauseilendem Gehorsam bemüht man sich daher um geistige Verrenkungen, die den
Arbeitszwang irgendwie positiv wenden wollen. Wir stellen uns gegen diesen
Arbeitsethos.
Perspektiven einer befreite Gesellschaft
Anstatt die Zumutung des Geldverdienen Müssens hinzunehmen, anstatt den
kapitalistischen Zwang zum Verkauf der eigenen Arbeitskraft ideologisch zu
affirmieren, sollte die Kritik der GRÜNEN JUGEND nicht nur auf die schlechten
Arbeitsbedingungen an der Oberfläche abzielen, sondern die Lohnarbeit als solche
infrage stellen. Wir wollen daher die Herausforderung der Digitalisierung nicht
nur defensiv begegnen, indem wir mehr Arbeitnehmer*innenrechte fordern, sondern
wollen das emanzipatorisches Potenzial nutzen, um uns vom Arbeitszwang zu
befreien.
Dafür ist es notwendig eine grundlegende Frage stellen: Warum sollen wir
eigentlich immer mehr und länger arbeiten, obwohl mit der jetzigen Produktivität
mit extrem wenig Arbeit so viel stofflichen Reichtum wie noch nie produzieren
können. Technische Innovationen machen die paradiesische Möglichkeit von
Überfluss, für die gleichzeitig niemand zu arbeiten gezwungen ist, zum Greifen
nahe. Unter kapitalistischen Bedingungen kommen diese jedoch nicht den Menschen
zu gute. Es ist absurd, dass die einen sich totarbeiten müssen und die anderen
nicht “gebraucht” werden. Solange weiterhin alles dem abstrakten Markt
unterworfen ist, sind wir in der verselbstständigten gesellschaftlichen
Tretmühle gefangen.
Die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind nicht naturgegeben. Die
Vorstellung, dass man „Arbeiten-gehen-muss-um-Geld-zu-verdienen-weil-wir-sonst-
nicht-leben-können“ ist kein Naturgesetz, sie ist ein Sachzwang einer historisch
vor etwa 250 Jahren entstandenen Gesellschaftsformation. Der stoffliche Reichtum
ist inzwischen in Überfluss vorhanden, er muss jetzt nur anders organisiert
werden. Die Digitalisierung gibt uns dafür immer mehr die Möglichkeiten eine
befreite Gesellschaft zu verwirklichen. Einer Gesellschaft jenseits von Markt
und Kapital, bei der Güter und Ressourcen gemeinschaftlich organisiert und
genutzt werden. In der Kooperation im Vordergrund steht, statt Konkurrenz. In
denen Menschen beitragen, statt tauschen und frei tätig sind, statt Lohnarbeit
nachzugehen. Bei der die Produktion und Verteilung von Gütern nicht über einen
Markt vermittelt ist, sondern aus einer Selbstorganisation heraus, in der frei
darüber entschieden wird was, wie und wo hergestellt wird. Erst dann können wir
selbstbestimmt unser Leben gestalten. Als GRÜNE JUGEND treten wir daher für eine
gesellschaftliche Transformation ein.
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einfache Tätigkeiten, sondern auch Wissensberufe. Selbstfahrende Autos können potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen die Richter*innen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
Die Digitalisierung der Arbeitswelt schreitet rasant voran. Automatisierung,
Robotisierung und Vernetzung machen viele Arbeitsplätze überflüssig. Laut einer
Oxford-Studie werden in 20 Jahren etwa die Hälfte aller Arbeitsplätze nicht mehr
benötig. Das sollte doch ein Grund zur Freude sein. Körperlich anstrengende und
geistig stumpfe Tätigkeiten können Maschinen für uns erledigen und wir hätten
mehr Zeit für Wichtiges. Doch dieser Wunsch scheitert an der kapitalistischen
Verwertungslogik. Es entstehen immer mehr sinn- und nutzlose "Bullshit-Jobs".
Menschen leiden unter Überstunden, Leistungsdruck und ständiger Erreichbarkeit.
Es gibt immer mehr Menschen, denen ein Job nicht mehr reicht und die in prekären
Arbeitsverhältnissen leben müssen.
Kapitalistische Verwertungslogik
Dass es so ist, liegt an unserem Wirtschaftssystem, das nur funktioniert, wenn
es allem dem Wachstum, der Arbeit und dem Profit unterwirft. Menschen werdem im
Kaptalismus zu vereinzelte Privatproduzent*innen, die arbeitsteilig Waren
produzieren. Die Warenbesitzer*innen kommen nicht direkt miteinander in Kontakt,
sondern indirekt über einen abstrakten Markt, der den Austausch regelt.
Triebkraft der kapitalistischen Warenproduktion ist die Kapitalverwertung. Geld
wird investiert in Produktionsmittel und Arbeitskräfte, um Waren zu produzieren,
die sich dann für mehr Geld verkaufen lassen. Ziel der Produktion ist daher
nicht die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern aus Geld mehr Geld zu machen.
Jedes Unternehmen muss unablässig den Profit in neue Verfahren und Produkte
reinvestieren, um im Konkurrenzkampf überleben zu können. Dadurch entsteht der
Zwang zum grenzenlosen Wachstum und zur Maximierung des Profits.
Diese Dynamik hat sich gegenüber dem Menschen verselbstständigt, sodass immer
mehr Lebensbereiche dem abstrakten Markt und dem Verwertungsprozess unterworfen
werden. Um unsere Bedürfnisse befriedigen zu können, müssen wir kaufen und
verkaufen. Da die Mehrheit nicht über Eigentum an Produktionsmitteln verfügt,
muss sie ihre Arbeitskraft als Ware verkaufen, um überleben zu können. Für die
Menschen ist der Zugang zu Gütern somit davon bestimmt, wie gut verwertbar sie
für den Arbeitsmarkt sind. Die Konkurrenz der Arbeitskraftverkäufer*innen zwingt
sie dazu, sich beständig selbst zu optimieren, flexibel zu werden, um den
Anforderungen des Kapitals entsprechen zu können, schließlich die eigene Person
lediglich als „Humankapital“ zu betrachten. Lohnarbeit degradiert uns zum
Anhängsel eines Produktionsprozesses, der als Selbstzweck Waren produziert. Um
wettbewerbsfähig bleiben zu können, beuten die Unternehmen ihre
Lohnarbeiter*innen maximal aus, was sich dann in Arbeitsverdichtung,
Leistungsdruck, Stress und Burnout ausdrückt.
Digitalisierung der Arbeitswelt
Durch die digitale Revolution - die Automatisierung, die Ausbreitung der
Informationstechnologien und den Einsatz von immer leistungsfähigeren
Computerprogrammen - könnten bald Millionen von Arbeitsplätzen überflüssig
werden. Immer mehr Berufsgruppen sind davon betroffen. Darunter sind nicht nur
einfache Tätigkeiten, sondern auch Wissensberufe. Selbstfahrende Autos können
potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen
die Richter*innen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
Um nicht für den Markt überflüssig zu werden, werden Menschen ihre Fähigkeiten
und Qualifikation den veränderten Marktsituation anpassen müssen. In einem
System, das permanent zwischen Sieger*innen und Verlierer*innen selektiert,
können allerdings nicht alle wettbewerbsfähig sein. Die wenigen neuen gut
bezahlten Jobs werden einer kleinen Gruppe von Programmierer*innen oder IT-
Ingenieur*innen vorbehalten sein. Die Mehrheit landet im in Lagerhallen oder als
Gelegenheits-, Crowd- und Clickarbeiter*innen und wird damit in den
Niedriglohnsektor gedrängt.
Für das Recht auf Faulheit
Viele verbinden mit Arbeit Stolz und Identität. Das ist historisch nicht immer
so gewesen, wie schon eine Betrachtung der Wortherkunft von „Arbeit“ in
verschiedenen Sprachen zeigt: Im antiken Griechenland bedeutete Arbeit „πόνος“
(ponos), dies war gleichzeitig der Name des Gottes der Zwangsbemühung. Das
französische „travail“ und das spanische „trabajo“ leiten sich ab von
„tripalare“, lateinisch für quälen, das russische Wort „rabota“ von „rab“ (rus.:
Sklave) und schließlich „Arbeit“ von „arba“ (altgerm.: Knecht). Ihre
Wortherkunft gibt einen Hinweis auf die enge Verbindung der Arbeit mit Leid,
Zwang und Unterwerfung.
In der Moderne wurde die Arbeit zum Lebensinhalt umgedeutet. Mit Luther wurde
Arbeit zu einem gottgefälligen Akt mit der Begründung: "Müßiggang ist Sünde
wider Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat" und "Der Mensch ist zur Arbeit
geboren wie der Vogel zum Fliegen". Es gilt nach wie vor der Grundsatz: "Wer
nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (Paulus). Auch Gewerkschaften fordern
"gute Arbeit". Ein Leben ohne den Zwang, die eigene Arbeitskraft verkaufen zu
müssen, um zu überleben, wird so von vornherein undenkbar. Stattdessen herrscht
die Vorstellung, dass ein Leben ohne Arbeit würde- und wertlos ist. In
vorauseilendem Gehorsam bemüht man sich daher um geistige Verrenkungen, die den
Arbeitszwang irgendwie positiv wenden wollen. Wir stellen uns gegen diesen
Arbeitsethos.
Perspektiven einer befreite Gesellschaft
Anstatt die Zumutung des Geldverdienen Müssens hinzunehmen, anstatt den
kapitalistischen Zwang zum Verkauf der eigenen Arbeitskraft ideologisch zu
affirmieren, sollte die Kritik der GRÜNEN JUGEND nicht nur auf die schlechten
Arbeitsbedingungen an der Oberfläche abzielen, sondern die Lohnarbeit als solche
infrage stellen. Wir wollen daher die Herausforderung der Digitalisierung nicht
nur defensiv begegnen, indem wir mehr Arbeitnehmer*innenrechte fordern, sondern
wollen das emanzipatorisches Potenzial nutzen, um uns vom Arbeitszwang zu
befreien.
Dafür ist es notwendig eine grundlegende Frage stellen: Warum sollen wir
eigentlich immer mehr und länger arbeiten, obwohl mit der jetzigen Produktivität
mit extrem wenig Arbeit so viel stofflichen Reichtum wie noch nie produzieren
können. Technische Innovationen machen die paradiesische Möglichkeit von
Überfluss, für die gleichzeitig niemand zu arbeiten gezwungen ist, zum Greifen
nahe. Unter kapitalistischen Bedingungen kommen diese jedoch nicht den Menschen
zu gute. Es ist absurd, dass die einen sich totarbeiten müssen und die anderen
nicht “gebraucht” werden. Solange weiterhin alles dem abstrakten Markt
unterworfen ist, sind wir in der verselbstständigten gesellschaftlichen
Tretmühle gefangen.
Die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind nicht naturgegeben. Die
Vorstellung, dass man „Arbeiten-gehen-muss-um-Geld-zu-verdienen-weil-wir-sonst-
nicht-leben-können“ ist kein Naturgesetz, sie ist ein Sachzwang einer historisch
vor etwa 250 Jahren entstandenen Gesellschaftsformation. Der stoffliche Reichtum
ist inzwischen in Überfluss vorhanden, er muss jetzt nur anders organisiert
werden. Die Digitalisierung gibt uns dafür immer mehr die Möglichkeiten eine
befreite Gesellschaft zu verwirklichen. Einer Gesellschaft jenseits von Markt
und Kapital, bei der Güter und Ressourcen gemeinschaftlich organisiert und
genutzt werden. In der Kooperation im Vordergrund steht, statt Konkurrenz. In
denen Menschen beitragen, statt tauschen und frei tätig sind, statt Lohnarbeit
nachzugehen. Bei der die Produktion und Verteilung von Gütern nicht über einen
Markt vermittelt ist, sondern aus einer Selbstorganisation heraus, in der frei
darüber entschieden wird was, wie und wo hergestellt wird. Erst dann können wir
selbstbestimmt unser Leben gestalten. Als GRÜNE JUGEND treten wir daher für eine
gesellschaftliche Transformation ein.
Von Zeile 1754 bis 1756 löschen:
einfache Tätigkeiten, sondern auch Wissensberufe. Selbstfahrende Autos können potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen die Richter*innen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
Die Digitalisierung der Arbeitswelt schreitet rasant voran. Automatisierung,
Robotisierung und Vernetzung machen viele Arbeitsplätze überflüssig. Laut einer
Oxford-Studie werden in 20 Jahren etwa die Hälfte aller Arbeitsplätze nicht mehr
benötig. Das sollte doch ein Grund zur Freude sein. Körperlich anstrengende und
geistig stumpfe Tätigkeiten können Maschinen für uns erledigen und wir hätten
mehr Zeit für Wichtiges. Doch dieser Wunsch scheitert an der kapitalistischen
Verwertungslogik. Es entstehen immer mehr sinn- und nutzlose "Bullshit-Jobs".
Menschen leiden unter Überstunden, Leistungsdruck und ständiger Erreichbarkeit.
Es gibt immer mehr Menschen, denen ein Job nicht mehr reicht und die in prekären
Arbeitsverhältnissen leben müssen.
Kapitalistische Verwertungslogik
Dass es so ist, liegt an unserem Wirtschaftssystem, das nur funktioniert, wenn
es allem dem Wachstum, der Arbeit und dem Profit unterwirft. Menschen werdem im
Kaptalismus zu vereinzelte Privatproduzent*innen, die arbeitsteilig Waren
produzieren. Die Warenbesitzer*innen kommen nicht direkt miteinander in Kontakt,
sondern indirekt über einen abstrakten Markt, der den Austausch regelt.
Triebkraft der kapitalistischen Warenproduktion ist die Kapitalverwertung. Geld
wird investiert in Produktionsmittel und Arbeitskräfte, um Waren zu produzieren,
die sich dann für mehr Geld verkaufen lassen. Ziel der Produktion ist daher
nicht die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern aus Geld mehr Geld zu machen.
Jedes Unternehmen muss unablässig den Profit in neue Verfahren und Produkte
reinvestieren, um im Konkurrenzkampf überleben zu können. Dadurch entsteht der
Zwang zum grenzenlosen Wachstum und zur Maximierung des Profits.
Diese Dynamik hat sich gegenüber dem Menschen verselbstständigt, sodass immer
mehr Lebensbereiche dem abstrakten Markt und dem Verwertungsprozess unterworfen
werden. Um unsere Bedürfnisse befriedigen zu können, müssen wir kaufen und
verkaufen. Da die Mehrheit nicht über Eigentum an Produktionsmitteln verfügt,
muss sie ihre Arbeitskraft als Ware verkaufen, um überleben zu können. Für die
Menschen ist der Zugang zu Gütern somit davon bestimmt, wie gut verwertbar sie
für den Arbeitsmarkt sind. Die Konkurrenz der Arbeitskraftverkäufer*innen zwingt
sie dazu, sich beständig selbst zu optimieren, flexibel zu werden, um den
Anforderungen des Kapitals entsprechen zu können, schließlich die eigene Person
lediglich als „Humankapital“ zu betrachten. Lohnarbeit degradiert uns zum
Anhängsel eines Produktionsprozesses, der als Selbstzweck Waren produziert. Um
wettbewerbsfähig bleiben zu können, beuten die Unternehmen ihre
Lohnarbeiter*innen maximal aus, was sich dann in Arbeitsverdichtung,
Leistungsdruck, Stress und Burnout ausdrückt.
Digitalisierung der Arbeitswelt
Durch die digitale Revolution - die Automatisierung, die Ausbreitung der
Informationstechnologien und den Einsatz von immer leistungsfähigeren
Computerprogrammen - könnten bald Millionen von Arbeitsplätzen überflüssig
werden. Immer mehr Berufsgruppen sind davon betroffen. Darunter sind nicht nur
einfache Tätigkeiten, sondern auch Wissensberufe. Selbstfahrende Autos können
potentiell Busfahrer*innen ersetzen, Drohnen die Postbeamt*innen, Algorithmen und künstliche Intelligenz die Ärzt*innen.
die Richter*innen
Um nicht für den Markt überflüssig zu werden, werden Menschen ihre Fähigkeiten
und Qualifikation den veränderten Marktsituation anpassen müssen. In einem
System, das permanent zwischen Sieger*innen und Verlierer*innen selektiert,
können allerdings nicht alle wettbewerbsfähig sein. Die wenigen neuen gut
bezahlten Jobs werden einer kleinen Gruppe von Programmierer*innen oder IT-
Ingenieur*innen vorbehalten sein. Die Mehrheit landet im in Lagerhallen oder als
Gelegenheits-, Crowd- und Clickarbeiter*innen und wird damit in den
Niedriglohnsektor gedrängt.
Für das Recht auf Faulheit
Viele verbinden mit Arbeit Stolz und Identität. Das ist historisch nicht immer
so gewesen, wie schon eine Betrachtung der Wortherkunft von „Arbeit“ in
verschiedenen Sprachen zeigt: Im antiken Griechenland bedeutete Arbeit „πόνος“
(ponos), dies war gleichzeitig der Name des Gottes der Zwangsbemühung. Das
französische „travail“ und das spanische „trabajo“ leiten sich ab von
„tripalare“, lateinisch für quälen, das russische Wort „rabota“ von „rab“ (rus.:
Sklave) und schließlich „Arbeit“ von „arba“ (altgerm.: Knecht). Ihre
Wortherkunft gibt einen Hinweis auf die enge Verbindung der Arbeit mit Leid,
Zwang und Unterwerfung.
In der Moderne wurde die Arbeit zum Lebensinhalt umgedeutet. Mit Luther wurde
Arbeit zu einem gottgefälligen Akt mit der Begründung: "Müßiggang ist Sünde
wider Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat" und "Der Mensch ist zur Arbeit
geboren wie der Vogel zum Fliegen". Es gilt nach wie vor der Grundsatz: "Wer
nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (Paulus). Auch Gewerkschaften fordern
"gute Arbeit". Ein Leben ohne den Zwang, die eigene Arbeitskraft verkaufen zu
müssen, um zu überleben, wird so von vornherein undenkbar. Stattdessen herrscht
die Vorstellung, dass ein Leben ohne Arbeit würde- und wertlos ist. In
vorauseilendem Gehorsam bemüht man sich daher um geistige Verrenkungen, die den
Arbeitszwang irgendwie positiv wenden wollen. Wir stellen uns gegen diesen
Arbeitsethos.
Perspektiven einer befreite Gesellschaft
Anstatt die Zumutung des Geldverdienen Müssens hinzunehmen, anstatt den
kapitalistischen Zwang zum Verkauf der eigenen Arbeitskraft ideologisch zu
affirmieren, sollte die Kritik der GRÜNEN JUGEND nicht nur auf die schlechten
Arbeitsbedingungen an der Oberfläche abzielen, sondern die Lohnarbeit als solche
infrage stellen. Wir wollen daher die Herausforderung der Digitalisierung nicht
nur defensiv begegnen, indem wir mehr Arbeitnehmer*innenrechte fordern, sondern
wollen das emanzipatorisches Potenzial nutzen, um uns vom Arbeitszwang zu
befreien.
Dafür ist es notwendig eine grundlegende Frage stellen: Warum sollen wir
eigentlich immer mehr und länger arbeiten, obwohl mit der jetzigen Produktivität
mit extrem wenig Arbeit so viel stofflichen Reichtum wie noch nie produzieren
können. Technische Innovationen machen die paradiesische Möglichkeit von
Überfluss, für die gleichzeitig niemand zu arbeiten gezwungen ist, zum Greifen
nahe. Unter kapitalistischen Bedingungen kommen diese jedoch nicht den Menschen
zu gute. Es ist absurd, dass die einen sich totarbeiten müssen und die anderen
nicht “gebraucht” werden. Solange weiterhin alles dem abstrakten Markt
unterworfen ist, sind wir in der verselbstständigten gesellschaftlichen
Tretmühle gefangen.
Die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind nicht naturgegeben. Die
Vorstellung, dass man „Arbeiten-gehen-muss-um-Geld-zu-verdienen-weil-wir-sonst-
nicht-leben-können“ ist kein Naturgesetz, sie ist ein Sachzwang einer historisch
vor etwa 250 Jahren entstandenen Gesellschaftsformation. Der stoffliche Reichtum
ist inzwischen in Überfluss vorhanden, er muss jetzt nur anders organisiert
werden. Die Digitalisierung gibt uns dafür immer mehr die Möglichkeiten eine
befreite Gesellschaft zu verwirklichen. Einer Gesellschaft jenseits von Markt
und Kapital, bei der Güter und Ressourcen gemeinschaftlich organisiert und
genutzt werden. In der Kooperation im Vordergrund steht, statt Konkurrenz. In
denen Menschen beitragen, statt tauschen und frei tätig sind, statt Lohnarbeit
nachzugehen. Bei der die Produktion und Verteilung von Gütern nicht über einen
Markt vermittelt ist, sondern aus einer Selbstorganisation heraus, in der frei
darüber entschieden wird was, wie und wo hergestellt wird. Erst dann können wir
selbstbestimmt unser Leben gestalten. Als GRÜNE JUGEND treten wir daher für eine
gesellschaftliche Transformation ein.